Wandschrank (2)
Wandschrank (3) »Der Wandschrank«, sagte von Vogelsang.
»Bitte?« Chip blieb stehen.
»Vielleicht sollten Sie einmal hineinsehen. Diese teuren Zimmer haben äußerst geräumige Wandschränke.«
Chip drückte auf den Öffnungsmechanismus des Wandschranks, die Türen glitten leise zur Seite.
Auf dem Boden des Schranks lag ein zusammengesunkenes Häufchen, vertrocknet, fast schon mumifiziert, bedeckt von etwas, was früher offenbar einmal Stoff gewesen war. Chip bückte sich und drehte den Haufen um. Er war federleicht. Unter seiner Berührung streckten sich die knochigen Glieder und machten ein Geräusch wie raschelndes Papier. Das Haar war unglaublich lang; strähnig und verfilzt bedeckte es wie eine schwarze Wolke das Gesicht.
»Das ist alt«, krächzte von Vogelsang. »Vollkommen ausgetrocknet. Als würde es hier schon jahrhundertelang liegen. Ich werde hinuntergehen und den Geschäftsführer informieren.«
»Das kann doch keine erwachsene Frau sein«, murmelte
Chip. Das waren doch die Überreste eines Kindes, fügte er m Gedanken
hinzu. »Das ist nicht Pat oder Wendy.« Er hob das Haarknäuel vom
Gesicht. »Als hätte es in einem Ofen gelegen«, sagte er dann. »Bei sehr
hoher Temperatur, für eine lange Zeit.« Die Explosion, dachte er. Die
Hitze der Bombe.
Schweigend starrte er auf das verschrumpelte,
hitzegeschwärzte Gesicht. Und er wusste, wer es war. Mit einiger Mühe
konnte er sie erkennen.
Irgendwann im Laufe der Nacht musste sie ins Zimmer
gekommen sein, überlegte Chip, und dann war irgend-etwas in ihr oder um
sie herum in Gang gekommen, Sie hatte es gespürt - und sich verkrochen,
sich im Wandschrank versteckt, sodass er nichts mitbekam. - (ubik)
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