Walhall   Im Himmel gibt es eine Stadt, die den Seligen zur Bleibe bestimmt ist und die sie auf ewig bewohnen sollen; um dorthin zu gelangen, schreiten die Seelen über eine dreifarbige Brücke, die von den Göttern errichtet wurde, kunstvoller als irgendein Bauwerk in der Welt, und die dennoch zerstört werden wird, wenn die Engel darüberreiten. Über das Götterschloß breitet die Weltesche Yggdrasil, der schönste der Bäume, ihre Zweige, und nicht weit von dort liegt Walhall, wo die Walküren genannten Jungfrauen den Helden Bier und Met kredenzen. Eine Ziege liefert den Met, so reichlich, daß alle Seligen ständig genug haben, um ihren Durst zu löschen und sich zu berauschen. Bei Tagesanbruch weckt der Hirte Ligur, auf einem Hügel sitzend, die Seligen mit seinem Harfenspiel, und bald darauf läßt der rote Hahn auf seinem goldenen Zweig seinen Morgengesang erschallen, das Zeichen zum Beginn der himmlischen Spiele. Die Helden greifen zu den Waffen, treten in den Ring und zerstückeln sich gegenseitig; das ist ihr Zeitvertreib. Aber zur Essenszeit läßt Bragas Leier sie alle wieder auferstehen; Jungfrauen, rosig wie die Morgenröte, versorgen ihre Wunden, und alsbald besteigen sie frische Pferde und reiten aufs neue zu Odins Palast, um zu trinken. Das dampfende Fleisch des Ebers Serimner, das unter dem zerteilenden Messer neu wächst, wird auf Rundschilden angeboten; junge Mädchen mit der Leier besingen die Heldentaten der Geladenen, Iduna verteilt Äpfel, die sie bei ewiger Jugend erhalten, und die schönen Gespielinnen Frickas tänzeln um die Tische. - Edda, nach (boc)
 
 

Germanen Himmel

 

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