aldmensch Eines schönen tags reit Boshidarius Krish, ein crainischer edelmann & haubtwojwod, ins gebürg falconieren, und begegnet ihm ein recht wolbekleideter waldmensch. Der bittet ihn, er wolle ihn doch aufnehmen zu einem kammerdiener. Der edelmann denkt: »Ein waldmenschen hab ich gar nie nicht gehabt in meinen diensten. Mag sein, er hört das gras wachsen, und ist auch sonst ein behender gesell. Im wald sind die hürsch und reh, warum sollt da ein waldmensch nicht auch flink sein?« Also nimmt er ihn auf in seine dienste als einen kammerdiener. Und schaut her: Der haubtwojwod ist nach einigen wochen mit seinem frischen kammerdiener über die maßen zufrieden und möcht ihn nimmer hergeben um vieles geld in dieser welt!
Der gesell kann alles: kartenkunststücklein, bayerisch tarock, bierbrauen, XI indische sprachen sammt aramaeisch, durch brennende reiffen springen, wie die chineser beten, der jüden Aleph Beth von hintenherum aufsagen, mit anstand hackprettirn, jung und alte wölfflein zähmen etc. etc. andrer guter dinge mehr. Wollan, wer würd da nicht seine freud haben mit einen solchenen kammerdiener, der es sogar fertigbringt, schöne mägdlein mit den fingern in seines herrn Castell zu pfeiffen, wie durch zauberei, und der wojwod will diesen treuen waldmenschen um alles geld in dieser welt nimmer hergeben.
Nun aber ist nicht aller stund frieden an den grentzen unsres kaiserthumbs, und die üblen türcken fallen über ein dorf her, so dem edelmanne angehört, treiben allerlei ungereimtheiten mit mann und frau, »und sowas gehört sich nicht«, sagt der wackere Boshidar, ein unverwelckbarer fürst und lorbeerkrantz der südlichen provintzen, nach tisch zu seinem kammerdiener, »und außerdem bin ichs meinem kaiser und herrn schuldig, diese türcken wiedrum in ihre heidenschafft zu verweisen. Dorthin gehören sie, und nicht hierher!«
»Das ist ganz recht«, sagt der waldmann, »bein zu bein, blut zu blut, blau
zu blau, und türck zu türck!« »Also mein treuer Ygnatz«, so nennt er
ihn, »lad mir ein paar bessere pistolen, bring unsre klingen auff glantz, und
füll mit dicken duckaten vor allem meine rocktaschen, damit nicht einer, wenn
mich etwan der todt erwüscht, sagen könnt, er hätt ein bettelmann erlegt!« »Soll
geschehn, Milord,« erwidert der ausgezeichnete kammerdiener, und ist auch schon
seines auftrags ledig; so schnell ist der bursch! Sogleich reiten sie aus, dem
feind entgegen; furchtlos, sorglos, kopflos, denn das gehört zur rechten tapferkeit.
- (
hus
)
Waldmenschen (2)
- Georges Pichard
Waldmensch (3) Eines schönen tags reit Boshidarius Krish, ein crainischer edelmann & haubtwojwod, ins gebürg falconieren, und begegnet ihm ein recht wolbekleideter waldmensch. Der bittet ihn, er wolle ihn doch aufnehmen zu einem kammerdiener. Der edelmann denkt: »Ein waldmenschen hab ich gar nie nicht gehabt in meinen diensten. Mag sein, er hört das gras wachsen, und ist auch sonst ein behender gesell. Im wald sind die hürsch und reh, warum sollt da ein waldmensch nicht auch flink sein?« Also nimmt er ihn auf in seine dienste als einen kammerdiener. Und schaut her: Der haubtwojwod ist nach einigen wochen mit seinem frischen kammerdiener über die maßen zufrieden und möcht ihn nimmer hergeben um vieles geld in dieser weit!
Der gesell kann alles: kartenkunststücklein, bayerisch tarock,
bierbrauen, xi indische sprachen sammt aramae-isch, durch brennende
reiffen springen, wie die chineser beten, der Juden Alepb Beth von
hintenherum aufsagen, mit anstand hackprettirn, jung und alte wölfflein
zähmen &c. &c. andrer guter dinge mehr. Wollan, wer würd da
nicht seine freud haben mit einen solchenen kammerdiener, der es sogar
fertigbringt, schöne mägdlem mit den fingern in seines Herrn Castell zu pfeiffen, wie durch zauberei, und der wojwod will diesen treuen waldmenschen um alles geld in dieser weit nimmer hergeben. - (hus)
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