ahrnehmung,
vollständige
Wir nehmen mit einem Blick drei Gläser auf einem Tisch wahr; Funes
alle Triebe, Trauben und Beeren, die zu einem Rebstock gehören. Er kannte genau
die Formen der südlichen Wolken des Sonnenaufgangs vom 30. April 1882 und konnte
sie in der Erinnerung mit der Maserung auf einem Pergamentband vergleichen,
den er nur ein einziges Mal angeschaut hatte, und mit den Linien der Gischt,
die ein Ruder auf dem Rio Negro am Vorabend des Quebracho-Gefechtes aufgewühlt
hatte. Diese Erinnerungen waren indessen nicht einfältig; jedes optische Bild
war verbunden mit Muskel-, Wärmeempfindungen usw. Er konnte alle Träume, alle
Dämmerträume rekonstruieren. Zwei- oder dreimal hatte er einen ganzen Tag rekonstruiert;
nie war er über etwas im Zweifel gewesen, aber jede Rekonstruktion hatte einen
ganzen Tag beansprucht. Er sagte mir: »Ich allein habe mehr Erinnerungen, als
alle Menschen zusammen je gehabt haben, solange die Welt besteht.« Und weiter:
»Meine Träume sind wie euer Wachen.« Und schließlich, gegen Morgengrauen: »Mein
Gedächtnis, Herr, ist wie eine Abfalltonne.« Ein Kreis auf einer Schiefertafel,
ein rechtwinkliges Dreieck, ein Rhombus sind Formen, die wir vollkommen wahrnehmen
können; ebenso erging es Funes mit der zerzausten Mähne eines Pferdes, mit einer
Viehherde auf einem Hügel, mit dem wandelbaren Feuer und der unzählbaren Asche,
mit den vielen Gesichtern eines Verstorbenen während einer langen Totenwache.
Ich weiß nicht, wieviel Sterne er am Himmel sah. - (
bo3
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