ahrnehmungsleiden
Ich habe den Kampf angesagt allem, was ich höre sehe und rieche. Ich reiße die
Nase auf die Ohren und die Augen, um zu riechen zu hören zu sehen. In den Camembert
steck ich die Nase und rieche Frankreich die Saone entlang und schmeiß ihn weg,
den Käs in den Abfalleimer unterm Waschbecken. Ich stehe da mit steifem Kreuz,
weil ich alt bin, und alt geworden bin, weil ich soviel stand, um mit Verstand
alt zu werden und seh die Wiesenpflanzen, an die der Wind rüttelt und das durcheinandergeschüttelte
Grün beschäftigt mich und ich flehe Buddha an, schick mir eine Kuh, die das
Grün wegfrißt. Ich mach den Mund auf und und mach den Mund zu, wenn ich den
Mund langsam aufmach, hab ich eine Feuchtigkeitsblase zwischen den Lippen, die
etwas später platzt. Am schlimmsten ist das Hören. Wenn mich etwas verrückt
macht, ist es das Hören; denn ich hör zu viel, ich hör auch zu gut, es ist auch
so laut und fast alles ist laut, am lautesten sind die Kinder, und Kinder mag
ich nicht. Es muß was Schlechtes sein in mir, daß ich die Kinder nicht mag.
Die Kinder sind doch die Zukunft, aber die Zukunft mag ich nicht; deshalb meine
Antipathie für Kinder, weil sie in die Zukunft laufen, unaufhaltsam. Auch ich
schau in die Zukunft, tupf meinen Stock auf eine Pflanze der Wiese vor meinen
Schuhn und hab eine Wut auf den Wind, weil er mir die Ohren taub macht und das
Gehirn einhüllt mit seinem Gesäusel, als war auch ich ein Kind, das das mag.
Ich haß das wie ich alles hasse was meiner UbersichtsmÖglichkeit einen Abbruch
tun könnte. Ich schau zwar nie bis zum Bach hinunter, ja keine 5 Meter weit,
aber sollte mir jemand einen Stein vor die Füße schieben, daß ich das Gras vor
den Füßen nicht mehr sehe, dann - dann - ich übertreibe, dann wende ich mich
ab, der Stein wird schon von irgendwoher gekommen sein. Bin ich nicht schon
lang hier gestanden? ist der Wind nicht empfindlich kühl? besteht nicht Gefahr
für meine Gesundheit? Susn bring mich in Gang, und führ mich ins Haus. Denn
Susn ist neben mir gestanden und ich hab mir auch einmal während meiner Philosophie
gedacht Susn ist neben mir, täusch dich da nicht, auch wenn du nicht mehr den
Druck ihrer Hand spürst, weil sie dich schon zu lange : hält, vergiß trotzdem
nicht leise zu denken. - (acht)
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