Wahrheitsliebe  ELISE : «In Gegenwart einer Freundin, die zu mir spricht, höre Ich oft gar nicht zu; ich schaue sie an und denke triumphierend: <Ich liebe dich nicht. Ich liebe dich nicht.) Und manchmal sage ich es ihr auch.»

Unerbittlich: «Meine Wahrheit», sagt sie, «Ist, daß ich nicht ohne Schönheit bin. Jeannes Wahrheit, daß sie häßlich ist; ich sage es ihr unaufhörlich.» Folgt der Kommentar: «Jeder muß seine Wahrheit kennen, um durch sie zu leben oder an ihr zu sterben. Leider sind die meisten mit weniger zufrieden. Immer sterben sie nur an irgendeiner Krankheit. Die sogenannten Leute haben auch nur ein Leute-Gewissen und Leute-Forderungen. Man stirbt nicht an der eigenen Unzulänglichkeit. Der Selbsterhaltungstrieb sorgt schon dafür, daß der Abfall nicht umkommt.»

Eine Hochzeitsgesellschaft, die vorbeizieht, kommt uns begrüßen. Der Bräutigam ist von strahlender Schönheit.

Ellse, die glaubt, ich fühlte mich dadurch zurückgesetzt: «Da hilft nun einmal nichts, Herr Godeau ist und bleibt häßlich.» Und in Richtung des Bräutigams, der auch nicht taub ist: «Der Ärmste hat nichts als seine Schönheit! Wer wollte ihm die neiden?»    - Marcel Jouhandeau, Elise. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1933 ff.)

 

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