ahrheitsgelände
In bezug auf den Liebesakt - oder vielmehr auf seinen Schauplatz,
das Lager — möchte ich gern den Ausdruck »Wahrheitsgelände« gebrauchen, der
beim Stierkampf die Arena umschreibt, also die Stätte
des Kampfes. Wie der Matador oder »Töter« erst seinen wahren Wert zeigt, wenn
er sich allein dem Stier gegenübersieht (in dieser Position, die der Jargon
der Arena so treffend mit dem Wort »eingeschlossen« kennzeichnet), so hat sich
im Geschlechtsverkehr der Mann unter vier Augen mit der Partnerin, die er sich
gefügig machen muß, einer Wirklichkeit gegenüber zu bewähren. Ich, den es eine
so enorme Anstrengung kostet, mich auf der Höhe der Dinge zu halten, und der
ich, außer wenn ich Angst habe, stets die Empfindung habe, mich in der formlosesten
Unwirklichkeit zu verausgaben, bin ein leidenschaftlicher Besucher der Stierkämpfe,
weil ich dort — mehr als im Theater, ja sogar mehr
als im Zirkus, wo alles dadurch vermindert erscheint,
daß jeden Abend das gleiche Programm abrollt, stereotyp und vorherbestimmt,
wie groß auch die Gefahr sein mag — weil ich dort den Eindruck habe, etwas Wirkliches
mitzuerleben: eine Tötung, ein sacrificium, gültiger als irgendein im
eigentlichen Sinne religiöses Opfer, weil der Opferer beständig selbst vom Tode
bedroht ist, und zwar von einem materiellen Todesstoß — auf die Hörner genommen
— an Stelle des magischen, das heißt fiktiven Todes, dem sich jeder aussetzt,
der in einen zu jähen Kontakt mit dem Übernatürlichen eintritt.
- (
leiris3
)
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