ahllosigkeit
Es missfällt mir nicht, dem Schmutz zu frönen oder erniedrigt zu
werden, das nährt meine Fantasie; ich war noch nie von einer Arschfalte abgestoßen,
die ich mit der Zunge kitzelte (»Hm! Das riecht nach Scheiße«, höre ich mich
sagen, »aber das ist gut«), auch habe ich immer gerne die »läufige Hündin«
gespielt. Ich bin überhaupt nicht von einem wie auch immer gearteten, ein wenig
hinfälligen Körper angeekelt. Natürlich finde ich es schön, einen Körper zu
umarmen, der so hart ist wie ein gut gewichster Schwanz, aber ich finde es genauso
schön, mich unter den Schmerbauch eines Mannes zu schmiegen, der in einer weiblichen
Stellung darauf wartet, dass ich es ihm mit dem Mund mache. Ich weiß es auch
zu schätzen, wenn ein Mann sich die Mühe macht, mit geübten Fingern meine Schamlippen
zu spreizen und sich Zeit nimmt, als Kenner zu bewundern, was er da entblößt
hat, bevor er mich mit solch beispielloser Präzision reibt, dass ich es bald
kaum mehr aushalten kann. Doch auch der ist ebenso willkommen, der ohne große
Rücksicht meine Hüften packt wie die Reling eines schaukelnden Boots. Der, der
mich besteigt mit dem fernen Blick eines Tiers, das ein Weibchen bespringt.
Der, der sich halb auf meinen Rücken legt und sich so in meinen Arsch krallt,
dass ich am nächsten Morgen einen blauen Fleck habe, und den es nicht im Geringsten
schert, dass ich dass Gleichgewicht halten muss, obwohl ich einen schrecklichen
Krampf in den Schenkeln habe, die das Gewicht der beiden Körper tragen müssen.
Sich gehen lassen danach, nur noch eine zermalmte Masse sein, aufs Bett fallen,
sich umdrehen und nicht mehr Reaktion zeigen als ein Teigklumpen. - Catherine Millet, Das sexuelle Leben der
Catherine M. München 2001
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