Waffenstillstand  Der Bub riß die Augen auf, als er den Bruder so unwiderstehlich der Anziehungskraft verfallen sah, daß er nicht mehr an sich halten konnte. Aber die Mutter hatte, was verständlich ist, die Männer satt, die sie immer zu nehmen versuchten, und, da sie auch eine kräftige Frau war, knallte sie ihm eine so Gewaltige ins Gesicht, daß der Bruder von oben bis unten wankte, dann lief er ohne Abendessen weg und fuhr mit dem Fahrrad in die Nacht hinaus.

Danach, so erinnerte sich Da Ponte, hatten die beiden sehr viel Streit, denselben Streit wie Vater und Mutter. Er blieb zu Hause, um sie zu überwachen, wobei er so tat, als würde er Schulaufgaben machen, während sie ständig die Nerven verloren und seine Mutter ihre Wutanfälle bekam, weil der Bruder eine freche Antwort gab. Er machte sich Sorgen, denn sie kamen ihm vor wie die Katzen, die sich wütend anfauchen, bevor der Kater die Katze bespringt. Er hatte Angst, es könnte ein Kind zur Welt kommen als Ergebnis eines Waffenstillstands in ihren Kriegen, und wenn er in der Küche saß und so tat, als ob er lernen würde, überkam ihn vor Angst und Bange ein so starkes Zittern, daß er dann die Wand anstarren mußte, um sie nicht zu sehen.   - Gianni Celati, Bukolisches Gedicht. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001

 

Krieg

 

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