Der Stutzer: »Mademoiselle, habt Ihr vielleicht Waffen?«
Die Schauspielerin: »Nein, Monsieur.«
Der Stutzer: »Oh, Euer schöner Mund lügt: Ihr besitzt zumindest die der Liebe.«
Gleichzeitig erklärte er, daß alles, auch das Bett, durchsucht werden müsse, so laute der Befehl. Die Schöne protestierte energisch. Der Stutzer bemerkte, sie möchte eine ähnlich schickliche Vorsicht walten lassen wie dereinst Polyxena unter Phyrros' Opfermesser. Die Schöne war in arger Verlegenheit! Schließlich verbarg sie sich hinter dem Bett. Der Stutzer, der schon etwas ahnte, zog an der Decke und warf mit großem Lärm den Nachttisch, die Waffen und das Nachtgeschirr um.
»Aha, meine Schöne, Ihr begnügt Euch nicht mit den Waffen der Liebe, wie ich sehe. Ihr seid eine Aristokratin, eine Konterrevolutionärin. Ich kann nicht umhin, Euch mit zum Komitee zu nehmen. Zieht Euch an; oder vielleicht kommt Ihr lieber nackt mit, das ist, meine ich, vielleicht das sicherste.« Die zitternde Schauspielerin beschwor ihre Unschuld, beteuerte, daß die Waffen nicht ihr gehörten.
Der Stutzer: »Ich verstehe: mit einem Aristokraten, also wart Ihr vorhin in intimer Beziehung. Ihr werdet mit zum Komitee kommen und ihn uns ausliefern müssen. Unterdessen beschlagnahmen wir die Waffen.
In diesem Augenblick trat der Englishman aus einem Kleiderschrank und sagte: »Sir, in meiner Eigenschaft als Ausländer fordere ich meine Waffen: sie gehören mir!« - »Euch?« entgegnete ein Nationalgardist. »Lest doch auf diesem Gewehr: Regiment der Französischen Garden. Wart Ihr bei den Französischen Garden?«
Der Englishman: »Ich? Nein, Sir; aber mein Diener hat es von einem Mann abgekauft, der es sich, wie er sagte, am 13. Juli 1789 in den Invalides geholt hat.«
Der Stutzer: »Wir können sie Euch nicht lassen, Mylord. Ihr seid Ausländer: wir respektieren diesen Titel wohl, aber so viele Waffen!...
Der Englishman: »Sir, wenn man bei einem Frauenzimmer schläft...
Der Stutzer: »Bei einem Frauenzimmer? Das ist Mademoiselle E. C***! Verzeiht,
daß wir Euch gestört haben. Nach dem, was Ihr bezahlt hat, sollt Ihr frei sein.
Wir ziehen uns zurück: wir lassen Euch das Frauenzimmer, aber die Waffen, die
benötigen wir dringlich.« - Restif de
la Bretonne, Revolutionäre Nächte in Paris. Bremen 1989, zuerst 1790/1794
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