ärmeverband
Dauerhafte Bindungen wie Ehe, Familie, Verwandtschaft, Lebensgemeinschaft wurden
bei den Synkreas nicht ausdrücklich gepflegt
oder spielten nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger, für die soziale Eingliederung
von entscheidender Bedeutung waren hingegen die kleinen provisorischen Gruppen,
die communities, die ‹Wärmeverbände›, wie wir sie nannten. Sie umgaben jeweils
jene Stammesangehörigen, die sich im Zustand einer erhöhten Teilhabe
befanden, d. h. deren geistige Energie zeitweilig stärker erregt oder reicher
war als die ihrer Nachbarn, so daß sie damit gut vier oder fünf andere Menschen
versorgen konnten und dazu auch angehalten waren. Ein solcher Verband umfaßte
Kinder wie Greise, Frauen, reife und jüngere Männer, und der Gestärkte in ihrer
Mitte konnte ebenfalls in jedem beliebigen Alter stehen, Mann oder Frau sein,
hier gab es keinerlei Einschränkung. Ließ seine Kraft irgendwann nach, so löste
sich die Nutzgemeinschaft ohne Verdrießlichkeiten wieder auf und ging in eine
andere über. Teilhabe und Einberaumtsein, das waren die Schlüsselbegriffe ihrer
Gläubigkeit und ihres Weltvertrauens. - Botho Strauß, Der junge Mann. München 1984
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