Wärmespuren   Man sei wie eine dieser hochtechnisierten Wärmekameras, die einen Körper aus dem All noch Stunden später als rotglühenden Fleck an einem Ort wahrnehmen, obwohl sich dieser Körper nur kurze Zeit an diesem Ort niedergelassen habe, um schnell eine Waffe zu verstecken oder ein Beweismittel zu beseitigen, oder vielleicht auch nur, um sich auszuruhen. Dabei seien diese hochtechnisierten Wärmekameras in der Lage, selbst den Erregungszustand des Betreffenden aus hunderten von Kilometern wahrzunehmen. Diese Wärmekameras seien sogar in der Lage, quasi wärmegenetische Fingerabdrücke zu erstellen und, wenn diese Wärmekameras entsprechend programmiert würden, selbständig eine Bombe zu zünden, sobald der Betreffende mit dem entsprechend passenden wärmegenetischen Fingerabdruck eine bestimmte Telefonzelle betrete, um von dort seine Freundin anzurufen oder Forderungen durchzugeben. So fliege der Betreffende ahnungslos in die Luft und hauche sein Leben aus, nur weil jeder Spuren hinterlasse, von denen er selbst nichts ahne. Wie bei einem schlechten Videofilm ziehe man Licht- und Wärmespuren hinter sich her und liefere Täterprofile, die ein geeigneter Satellit im All aufnehmen und weitergeben könne. Selbst wenn man sich das Gesicht verstümmeln und die Papillaren aus den Fingerkuppen ätzen lasse, gebe es Profile, mit denen man überall und jederzeit wiederzuerkennen sei. Nur im Einzelfall aber werde man mit diesen Profilen konfrontiert, dann etwa, wenn Beamte nachts in das abgedunkelte Zimmer kämen und die Wände mit einem Spray besprühten, das jede Bewegung des Vortags auf der Mustertapete sichtbar mache. Man erkenne in diesem Moment den eigenen Körper in einer unendlichen Abfolge von Posen, die man diesem Körper niemals zugetraut habe, und gerade weil man ihm diese Posen nicht zugetraut habe, könne man in diesem Moment auch kaum die einem unterstellte Tat abstreiten, sondern müsse sich in das Schicksal fügen, zu das einem der beständig posierende Körper verdammt habe.

Normalerweise unterziehe sich jedoch keine Behörde mehr der Anstrengung, die erdrückende Beweislast noch bildlich aufzubereiten, sondern ziehe aus der erdrückenden Beweislast einfach die entsprechenden Schlüsse. So fliege man während eines gewöhnlichen Telefonats in die Luft und könne sich gar nicht mehr wundern und noch nicht mal mehr einen Restsinn oder eine andere Form von gesellschaftlichem Zusammenhang im eigenen Sterben entdecken. Eben habe man noch gelebt, jetzt sei man tot. Irgendeine Verbindung zwischen den beiden Zuständen gebe es nicht mehr.   - (rev)

 

Wärme Spuren

 

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