ährung Schmerz
hatte in der antiken Welt fast den Charakter einer Geldtransaktion. In seiner
Bedeutung ähnelte er einer Währung, die zwischen Göttern und Menschen hin- und
hergereicht wurde. Zu den blutigen Riten der Mayas in Südmexiko und Zentralamerika
gehörten zeremonielle Enthauptungen und Menschenopfer, bei denen die Priester
das Herz des lebendigen Opfers herausrissen, um die Götter zu besänftigen. Diese
Brutalität seheint jenseits einer Analyse, ergab aber innerhalb der Maya-Ku!tur
durchaus einen Sinn. Man stelle sich vor, in einer Welt zu leben, in der gewalttätige
und unberechenbare Götter jeden Augenblick entscheiden können, ein ganzes Volk
durch Vernichtung der Ernte oder Begünstigung eines Feindes zu zerschmettern.
In einer von grausamen Gottheiten tyrannisierten Welt diente der ritualisierte
Schmerz menschlicher Opfer dazu, Frieden zu erkaufen. Man bot den Göttern ein
bestimmtes symbolisches Maß an Schmerzen dar, um wahrhaft unermeßliches Leiden
zu verhindern, das die Götter aus Wut oder Willkür über die Menschheit auszuschütten
drohten. - David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996
Währung (2)
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