achsnase Monsieur Rosay schob mich etwas, und ich betrat ein Schlafzimmer und schwankend ließ ich mich bis dorthin führen, wo der Tote lag, und ich sah den Toten, der mein Sohn war, sah das Profil von Monsieur Bébé, der jetzt, wo er tot war, noch blonder und bleicher war denn je.
Ich glaube, daß ich an der Bettkante einen Schwächeanfall erlitt, denn Monsieur
Rosay erschrak plötzlich, und andere Herren umringten und stützten mich, während
ich mir das so schöne Gesicht des toten Monsieur Bébé betrachtete,
seine langen schwarzen Wimpern und seine Nase, die wie aus Wachs war,
und ich konnte nicht glauben, daß es Monsieur Linard sein sollte, der Modeschöpfer,
der gerade gestorben war, es wollte mir nicht in den Kopf, daß dieser Tote dort
vor mir Monsieur Bébé war. Ganz ohne es zu merken, hatte ich angefangen, echte
Tränen zu weinen, benommen stand ich vor dem prunkvollen Bett aus massiver Eiche
und mußte daran denken, wie mir Monsieur Bébé am Abend des Festes übers
Haar gestrichen und mir Whisky eingeschenkt hatte, wie er mit mir geredet und
sich um mich gekümmert hatte, während die anderen sich vergnügten. Als Monsieur
Rosay etwas murmelte wie »Sagen Sie: mein Sohn, mein
Sohn...«, fiel mir das Lügen gar nicht schwer, und ich glaube, daß mir das Weinen
um ihn so gut tat, weil es mich für all die Angst entschädigte, die ich bis
zu diesem Augenblick ausgestanden hatte. Nichts kam mir mehr sonderbar vor,
und als ich aufblickte und auf der anderen Seite des Bettes Monsieur Loulou
sah, mit geröteten Augen und bebenden Lippen, weinte ich laut auf und sah ihm
dabei ins Gesicht, und er weinte trotz seiner Überraschung auch, weinte, weil
ich weinte, und war ganz erstaunt, als er sah, daß ich weinte wie er, nämlich
wirklich, denn beide liebten wir Monsieur Bébé, und fast war es so, als forderten
wir uns, die wir uns am Bett gegenüberstanden, gegenseitig heraus, ohne daß
Monsieur Bébé lachen und sich darüber lustig machen konnte, wie er das
tat, als er noch lebte, am Küchentisch saß und über uns alle lachte. -
Julio Cortázar, Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am
Main 1998
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