orsicht
Obgleich die hier mitzutheilenden Gedanken zu keinem festen Resultate
führen, ja, vielleicht eine bloße metaphysische Phantasie genannt werden könnten;
so habe ich mich doch nicht entschließen können, sie der Vergessenheit
zu übergeben; weil sie Manchem, wenigstens zum Vergleich mit seinen eigenen,
über den selben Gegenstand gehegten, willkommen seyn werden. Auch ein Solcher
jedoch ist zu erinnern, daß an ihnen Alles zweifelhaft ist, nicht nur die Lösung,
sondern sogar das Problem. Demnach hat man hier nichts weniger, als entschiedene
Aufschlüsse zu erwarten, vielmehr die bloße Ventilation [sorgfältige Betrachtung]
eines sehr dunklen Sachverhältnisses, welches jedoch vielleicht Jedem, im Verlaufe
seines eigenen Lebens, oder beim Rückblick auf dasselbe, sich öfter aufgedrungen
hat. Sogar mögen unsere Betrachtungen darüber vielleicht nicht viel mehr seyn,
als ein Tappen und Tasten im Dunkeln, wo man merkt, daß wohl etwas dasei, jedoch
nicht recht weiß, wo, noch was. Wenn ich dabei dennoch bisweilen in den positiven,
oder gar dogmatischen Ton gerathen sollte; so sei hier ein für alle Mal gesagt,
daß dies bloß geschieht, um nicht durch stete Wiederholung der Formeln des Zweifels
und der Muthmaaßung weitschweifig und matt zu werden; daß es mithin nicht ernstlich
zu nehmen ist. - Schopenhauer, Über die anscheinende Absichtlichkeit im
Schicksale des Einzelnen, in (
schop
)
Vorsicht
(2) Er hatte als eine Grund-Regel seines Tun und Lassens
den Anti-Shaftesburyschen Satz angenommen, sich nie mit sich selbst zu gemein
zu machen, weil er wohl voraussah, daß die Folge eine Verachtung seiner selbst
sein müsse. -
(
licht
)
Vorsicht
(3) Nichts sei schön, nichts häßlich, nichts gerecht,
nichts ungerecht; und so gelte denn überhaupt für alles durchweg der Satz, daß
nichts in Wahrheit sei, vielmehr geschehe alles, was die Menschen tun, auf Grund
bloßer gesetzmäßiger Übereinkunft und nach Maßgabe der Gewohnheit; denn von
jeglichem Dinge gelte, daß es ebensowohl dieses wie dieses (andere) sei. Dem
entsprach auch Pyrrhons Auftreten im Leben: er wich vor nichts aus
und kannte keine Vorsichtsmaßregeln, gegen alles zeigte er die nämliche Gleichgültigkeit,
mochten es nun begegnende Wagen sein oder Abhänge oder Hunde oder anderes
dergleichen; der Macht der Sinneswahrnehmung räumte er keinen Einfluß auf sich
ein. Seine Rettung aber verdankte er in solchen Fällen, wie Antigonos von Karystos
sagt, seinen ihn begleitenden Schülern. Ainesidem aber behauptet, sein philosophischer
Standpunkt sei zwar der der Zurückhaltung des Urteils gewesen, doch habe er
bei seinen Handlungen nicht durchweg so blindlings alle Vorsicht beiseite gesetzt.
Er brachte es bis auf neunzig Jahre. - (
diol
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