orratsloch  Der Schlaue Alte grub er in den rückwärtigen Erdwall ein Vorratsloch, stellte in dieses ein Kohlenbecken mit glimmender Kohle und machte darinnen ein Brandeisen rotglühend, dann kroch er selbst in das Erdloch, und darinnen sitzend, gab er seiner Frau Anweisungen:

»Wenn die sieben Söhne des Herrn Ministers, ältere und jüngere Brüder, kommen, dann sage, ich sei gestorben. Wenn sie dich fragen, wo du mich hingetan, dann sagst du, ich sei in dem rückwärtigen Wall eingegraben, und zeigst ihnen den Erdhaufen des Vorratsloches!«

Die sieben Söhne des Herrn Ministers, ältere und jüngere Söhne, hatten keinen Menschen gefunden, der etwas genommen hätte, so viele Orte sie auch mit ihrer Mutter beladen und ›Wir verkaufen Menschenfleisch‹ rufend aufgesucht hatten. Die Leute hatten vielmehr, wenn sie dies hörten, geschimpft, und sie hatten schrecklich an Gesicht verloren, so daß sie sagten: »Unsere Mutter hat er uns töten lassen und uns dann noch das Gesicht verlieren lassen, daß wir sagten, wir verkaufen ihr Fleisch!« Als sie nun zu guter Letzt zum >Schlauen Alten< gekommen waren, um ihn voller Wut zu töten, da kam ihnen die Alte des ›Schlauen Alten‹ trauernd entgegen. Als die sieben Sohne des Herrn Ministers »Wo ist der ›Schlaue Alte‹?« fragten, da sagte sie: »Mein Alter ist verstorben und ich habe ihn an diesem Tage noch begraben!«

»Wo hast du ihn hingeworfen?«

»Er ist im rückwärtigen Wall begraben!« sagte die Alte des ›Schlauen Alten‹ und zeigte die aufgehäufte Erde. »Hier ist es!« sagte sie.

»Wenn er schon gestorben ist«, sagten sie, »dann laßt uns auf sein Grab machen!«, und als die Sieben auf den Erdhügel stiegen und daraufmachten, da drückte der ›Schlaue Alte‹ einem jeden mit dem rotglühenden Brandeisen auf den Hintern. Da sagten sie zueinander: »Der ›Schlaue Alte‹ ist wirklich böse! Beim Machen hat er uns den Hintern verbrannt!«, und sie kehrten nach Hause zurück.  - Mongolische Märchen. Hg. Walter Heissig. München 1993 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)