Vorfinanzierung  »Nach Rußland«, sagte Cagliostro, »müssen wir unsern Stab setzen. Man nimmt da, unter dem Verwande der Volksvermehrung, alles auf, was von dem übrigen Erdboden vertrieben ist; die Russen halten sich für fein, weil sie im Spiel betrügen, und die Fremden nicht bezahlen; nichts ist aber leichter, als die zu betrügen, welche aus dem Betrug anderer ein Handwerk machen. Auch sind die Russen größtenteils hochmütig, unwissend, und leichtgläubig. Sie bilden sich ein, weil ihre Regenten durch gedungene Witzlinge gelobt werden, sie gäben ganz Europa den Ton an; weil sie die unverteidigte Krim weggenommen haben, sie seien die ersten Kriegshelden auf Erden; und weil sie eine ziemlich schöne Stadt gebaut haben, sie hätten ein Königreich zivilisiert. -Das sind Leute für uns! Wir müssen sie zu unserm Vorteil zu nützen suchen.«

Die Marquisin nahm es auf sich, zu dieser wichtigen Unternehmung das nötige Geld zu schaffen. Das Studium der römischen Altertümer und feiler Schönen hatte damals eine Menge reicher Engländer in Rom versammelt. Die Marquisin flog dahin, und eroberte in einem Monate fünftausend Guineen. Sie mußte freilich von dieser beträchtlichen Losung vieles an einen protegierenden Kardinal, und zwei römische Prinzessinen als Impost abgeben, doch blieb ihr noch Geld genug zum Ankauf aller Scharlatanariegeräte und falscher Diamanten übrig.  - Echte Nachrichten von dem Grafen Cagliostro. Aus der Handschrift seines entflohenen Kammerdieners. Nach: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Hg. Klaus H. Kiefer. München, Leipzig und Weimar 1991  (Bibliothek des 18.Jahrhunderts)

 

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