Von
unten (2) Ich war ruhig bei dem Gedanken, unterhalb
des Lebens zu sitzen ... von unten hinaufzustarren in das Leben, mit dem ich
selbst nicht beginnen konnte: dieser Gedanke erschütterte und beruhigte mich
zugleich; mein Leben, dies wußte ich plötzlich, war im Leib meiner Mutter zurückgeblieben,
sie aber war nicht hier ... ich konnte nur hinauf starren in das Leben über
mir, durch ein eisernes Karree hinauf, dem Leben des Gelähmten zuschauen, das
über mir leuchtend verweste ... sein ätzender Mondschein tropfte durch den Gitterrost
herab in mein Gesicht ... er hatte sich wohl ein letztes Mal — niemand mehr,
der ihm den Topf unterhielt - eingepißt während seines Sterbens ... nein, er
hatte in dieser Nacht nicht mit dem Stock geklopft, er konnte es nicht mehr,
so laut ich meine Liebe auch zu ihm hinauf gebrüllt hatte. Und mein Gebrüll
hatte mir ein unbändiges Dürsten verursacht, mich endlich aufraffend, hinstürzend,
torkelte ich zur Wasserleitung ... vergiftet, ich war vergiftet... aber es war,
als ob aus dem Hahn statt des gewöhnlich schwarzbraunen Wassers ein Geräusch
von dunklen Buchstaben strömte, in deren bösartigem Gestank
ich noch mehr austrocknete. - (
hilb2
)
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