Vom Tod reden    Daß der Tod eine feierliche Angelegenheit sei, daß man unaufhörlich über ihn nachdenken, sich auf ihn vorbereiten, ja daß unser ganzes Leben nichts als eine Vorbereitung auf ihn sein sollte etc.: Alle diese Behauptungen oder diese Gefühle entstammen vielleicht einzig und allein der Angst. Allerdings gehen Angst und Nachdenken immer getrennte Wege; man könnte also sagen, daß man, um über den Tod zu reden, ihn im Gegenteil möglichst wenig in Betracht ziehen dürfe. Aber dann ginge der ganze wertvolle Inhalt der Angst verloren. So daß letzten Endes das Reden über den Tod vielleicht in jedem Fall unnütz wäre. Im übrigen ist das ein höchst müßiges Problem: Wer weiß noch, was ich sagen wollte? Wahrscheinlich und lediglich das, was hier folgt: In meiner unendlichen Langeweile bringe ich es so weit, mir ein Quentchen, nein, nicht Freude, aber animalischer Zufriedenheit zu verschaffen: z.B. diese Augenblik-ke, wenn ich um Punkt vier Uhr früh aus dem Haus gehe, um in einer Bar dort unten, die wegen des Blumenmarkts schon um diese Stunde aufmacht, einen Kaffee zu trinken. Nun, und das Vergnügen soll eines schönen Tages vorbei sein? Denn von einem bestimmten Alter an stellt sich beim Gedanken an den Tod auch eine gewisse Verärgerung über die Unterbrechung einiger Gewohnheiten ein etc. (Ich denke mir, daß sich ebenso ein gewisser Horror wegen der Art und Weise des Sterbens einstellt, das sich immer als wesentlich armseliger erweist, als es dem feierlichen Bild entspricht, das wir uns vom Tod haben machen können.) Und dabei gehöre ich nicht zu jenen, die es schmerzt, auf Gewohnheiten zu verzichten, denn ich weiß, daß sie bedeutungslos sind, trotz ihres positiven Wertes als Anhaltspunkt.  - (land3)
 

Tod Reden


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