- (
grand
)
Volvox (3) Das erste echte vielzellige Individuum ist der berühmte »Volvox«. Volvox ist ein Verband von vielen hundert, oft sogar mehreren tausend geißeltragenden Algenzellen, die sich im Verlaufe der Teilung einer einzigen Ursprungszelle zu einer relativ großen, mit bloßem Auge immerhin schon als grünlicher Punkt sichtbaren Hohlkugel anordnen. Die fast technisch anmutende Symmetrie dieser Algenkugeln läßt im ersten Augenblick vielleicht noch weniger an ein »Individuum« denken, daran, daß man hier erstmals einen echten Vielzellerorganismus vor sich hat, als im Falle von Pando-rina und Eudorina. Aber der Schein trügt. Volvox ist in jeder Hinsicht schon ein echter Mehrzeller, das erste Beispiel für den Organismentyp auf der nächsthöheren Entwicklungsstufe.
Trotz der beinahe idealen Kugelgestalt besteht bei Volvox eine eindeutige
Körperorientierung: beim Schwimmen ist immer der gleiche Pol nach vorn gerichtet.
Die Augenflecken der diesen Pol bildenden Zellen sind wieder deutlich besser
ausgebildet als die der übrigen, insbesondere als die der Zellen der nach hinten
weisenden Kugelhälfte. Alle Geißeln der Tausende von Zellen, aus denen Volvox
besteht, schlagen in einem aufeinander abgestimmten Rhythmus. Ermöglicht wird
das durch feine Verbindungen zwischen allen Zellen, dünne Eiweißstränge, die
bei den Teilungen der Ursprungszelle bestehen bleiben. Man muß davon ausgehen,
daß in ihnen die zu dieser Synchronisation notwendigen Reize hin und her laufen.
Entscheidend für die Beurteilung ist vor allem aber die Tatsache einer deutlich
ausgeprägten Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Zellen. Sie ist am ausgeprägtesten
im Hinblick auf die fundamentale biologische Funktion der Vermehrung. Erstmals
bei Volvox kann sich nicht mehr jede beliebige Zelle teilen. Diese Möglichkeit
haben nur noch relativ wenige, am hinteren Ende der Kugeloberfläche gelegene
Zellen. Diese Tatsache läßt alle die vielen anderen Zellen von Volvox zu »Körperzellen«
werden. Und damit hängt es nun wieder zusammen, daß wir bei diesem ersten Vertreter
eines zusammengesetzten Individuums erstmals in der Entwicklung auf das Phänomen
der Sterblichkeit stoßen. - Hoimar von Ditfurth, Im Anfang war der Wasserstoff.
München 1985 (zuerst 1972)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |