Unter der gemeinsamen Einwirkung von Bakterien und Verdauungssäften, die von den Larven ausgeschieden werden, verflüssigt sich der Kadaver mehr oder weniger, und durch Vergärung und Zersetzung wird Ammoniak und Buttersäure produziert. Nach drei Monaten haben die Fliegen ihr Werk vollendet und werden durch ein Heer von Käfern der Gattung Dermestes und den Schmetterling Aglossa pinguinalis ersetzt, die sich vor allem von den Fetten ernähren. Die im Gärungsprozeß befindlichen Eiweißstoffe werden von den Larven der Piophila petasionis und den Käfern der Gattung Gorynetes verwertet. Der verweste Kadaver, der noch etwas Feuchtigkeit enthält, wird anschließend zum Revier der Milben, die dessen letzte Jauche aufsaugen.
Aber auch wenn er ausgetrocknet und mumifiziert
ist, beherbergt er noch Nutznießer: die Larven
der Pelzkäfer und Kabinettkäfer, die Raupen der Aglossa cuprealis
und der Tineola bisellelia. Sie vollenden den Zyklus. -
Michel
Houellebecq
,
Elementarteilchen. München 2001 (zuerst 1998)
Vollendung (2) Ein Werk war für Degas das
Ergebnis einer unbegrenzten Anzahl von Studien, sowie einer Reihe rechnerischer
Operationen. Er war, wie ich fest überzeugt bin, der Ansicht, man könne
von einem Werk niemals sagen, es sei "fertig", und der Künstler
blieb ihm unverständlich, der eines seiner Werke nach einiger Zeit zufällig
wiederum zu Gesicht bekommt, ohne das Bedürfnis zu empfinden, es zurückzufordern,
sich neuerdings damit abzugeben. Er war imstande, Bilder, die schon seit
geraumer Zeit bei seinen Freunden hingen, plötzlich zu beschlagnahmen und
in seine Höhle zurückzutragen, aus der sie nur selten wieder auftauchten.
Seine näheren Bekannten kamen denn auch schließlich dazu, alles zu verstecken,
was sie von ihm besaßen. - (
deg
)
Vollendung (3) Sie saßen vornübergebeugt, unvollendete
Gestalten - halb Tier oder Pflanze und halb Mensch - doch besaßen sie weder
Gliedrnaßen, noch konnten sie sehen, hören und riechen oder Nahrung zu sich
nehmen. So erwarteten sie unbeweglich und stumm die Vollendung ihrer Gestalt
und ihrer Sinne. Da stiegen die beiden Ungambikula mit ihren großen Steinmessern
aus dem Himmel zur Erde herab und verwandelten die Inapertwas in Männer und
Frauen. Zuerst lösten sie mit ihren Messern die Arme der Inapertwas aus deren
Körpern, dann schnitten sie ihnen Finger aus den breiten Armenden. Alsdann holten
sie auf die gleiche Weise die Beine heraus und formten die Zehen. Daraufhin
konnten die Figuren aufrecht stehen, und erhielten Gesichter, eine Nase, in
die die Ungambikula mit ihren Fingern Nasenlöcher bohrten. Ein Messerschnitt
öffnete den Mund, der mehrmals auf und zugeklappt wurde, um ihn geschmeidig
zu machen. Weitere Schnitte teilten die Augenlider und legten die bereits vorhandenen
Augen frei. Und nach einigen weiteren Schnitten nahmen die Inapertwas menschliche
Gestalt an. - Märchen aus
Australien. Traumzeitmythen der Aborigines. Hg. Anneliese Löffler. München 1992
Vollendung (4)
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