DIE BALLADE VON DEN VOGELFREIEN
Vor vollen Schüsseln muß ich Hungers sterben, am
heißen Ofen frier ich mich zu Tod, wohin ich greife,
fallen nichts als Scherben, bis zu den Zähnen
geht mir schon der Kot. Und
wenn ich lache, habe ich
geweint, und wenn ich
weine, bin ich froh, daß mir zuweilen auch die
Sonne scheint, als könnte ich im Leben ebenso zerknirscht
wie in der Kirche niederknien ... ich, überall
verehrt und angespien.
Nichts scheint mir sichrer als das nie Gewisse, nichts
sonnenklarer als die schwarze Nacht. Nur das ist
mein, was ich betrübt vermisse, und was ich liebte,
hab ich umgebracht. Selbst wenn ich denk, daß
ich schon gestern war, bin ich erst heute abend
zugereist. Von meinem Schädel ist das letzte Haar zu
einem blanken Mond vereist. Ich habe kaum ein
Feigenblatt, es anzuziehn ... ich, überall verehrt
und angespien.
Ich habe dennoch soviel Mut zu hoffen, daß
mir sehr bald die ganze Welt gehört, und stehn
mir wirklich alle Türen offen, schlag ich sie
wieder zu, weil es mich stört, daß ich aus goldnen
Schüsseln fressen soll. Die Würmer
sind schon toll nach meinem Bauch, ich bin mit
Unglück bis zum Halse voll und bleibe unter dem
Holunderstrauch, auf den noch nie ein Stern herunterschien,
François Villon, verehrt
und angespien.
|