Völkerschaften, exotische   Bis zum Land dieser Skythen ist alles Land eben, und die gute Erde reicht tief hinab, von da ab aber ist es steinig und felsig. Durchquert man auch das felsige, bewohnen ein weites Gebiet am Fuß hoher Berge Menschen, von denen man erzählt, daß sie alle kahlköpfig sind, von Geburt an, gleich ob männlich oder weiblich, und daß sie Stupsnasen haben und mächtige Kinnladen, eine besondere Sprache sprechen, sky-thische Kleidung tragen und sich von Baumfrüchten nähren. Pontikon heiße der Baum, von dem sie sich nähren, und sei etwa so groß wie der Feigenbaum und trage eine Frucht, die der Bohne gleicht, aber einen Kern hat. Wenn diese reif ist, drük-ken sie sie aus in Tüchern, und etwas Dickes und Schwarzes fließt ab, Aschy heißt dieser Sirup, den lecken sie oder trinken ihn auch mit Milch vermischt, und von dem eingedickten Bodensatz formen sie Fladen, und von denen nähren sie sich. Vieh haben sie nämlich kaum, denn die Weiden taugen dort nicht viel. Jeder hat seinen Wohnplatz unter einem Baum, im Winter so, daß er rings um den Baum einen dicken weißen Filz ausspannt, im Sommer aber ohne Filz. Denen tut kein Mensch etwas zuleide, denn man sagt, sie seien heilig, auch besitzen sie keine Kriegswaffe. Und zum einen schlichten sie die Streitigkeiten der Umwohner, zum ändern, wenn einer flieht und bei ihnen Zuflucht nimmt, tut dem keiner etwas zuleide. Argippaier ist ihr Name.

Bis zu diesen Kahlköpfen hin hat man nun einen recht klaren Überblick über das Land und die Völker vor ihnen. Denn vereinzelt kommen Skythen bis zu ihnen, von denen man es ohne Schwierigkeit erfahren kann, und auch Hellenen aus dem Handelsplatz am Borysthenes und den ändern Handelsplätzen am Pontos. Die Skythen, die bis zu ihnen kommen, brauchen zu ihren Geschäften sieben Dolmetscher und sieben Sprachen.

Bis dahin also kennt man sich aus, doch was über den Kahlköpfen liegt, weiß niemand mit Gewißheit zu sagen; denn hohe unzugängliche Berge schneiden das ab, und kein Mensch überschreitet sie. Diese Kahlköpfe sagen nun, ich glaub es ihnen aber nicht, auf den Bergen wohnten Menschen mit Ziegenbeinen, und wenn man hinüber steige, eine andere Art von Menschen, die sechs Monate schlafen; das nehme ich aber gar nicht erst zur Kenntnis. Nur von der Gegend östlich der Kahlköpfe weiß man mit Gewißheit, daß sie von Issedonen bewohnt wird, doch was nordwärts der Kahlköpfe sowie der Issedonen liegt, ist unbekannt, bis auf das, was die selber darüber erzählen.

Folgende Gebräuche schreibt man den Issedonen zu. Wenn einem sein Vater stirbt, bringen alle Verwandten Vieh herbei, und dann schlachten sie es feierlich und schneiden das Fleisch in Stücke und so auch den verstorbenen Vater des Bewirtenden, und schließlich mengen sie alles Fleisch durcheinander und setzen es zum Mahl vor. Seinen Schädel aber legen sie frei und nehmen ihn aus und vergolden ihn, und fortan behandeln sie ihn als einen heiligen Gegenstand und bringen ihm jedes Jahr große Opfer dar. Das richtet der Sohn für seinen Vater aus, wie die Hellenen die Jahresfeier für den Toten. Sonst aber sollen sie rechtschaffene Leute sein, und die Frauen haben gleich viel zu sagen wie die Männer.

Also die kennt man auch, doch was von diesen aus darüber liegt, davon wissen nur die Issedonen etwas zu erzählen, nämlich das seien die einäugigen Menschen und die goldhütenden Greifen, von denen aber haben es die Skythen übernommen und sprechen es nach, von den Skythen aber haben wir diese Vorstellung und nennen sie mit skythischem Namen Arimaspen; denn zu «eins» sagen die Skythen arima und spu zu «Auge».   - (hero)

Menschengruppen (physisch)

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