irtuose  Endlich glaubt er, es sei jetzt so weit; das Orchester ist  bei der Fermate des tutti angelangt, der Solist setzt seine Klarinette wieder an den Mund, reckt die Ellbogen auseinander, bläst, schwitzt, wird rot, krümmt sich, aber nichts ist herauszubringen! Da! Noch eine äußerste Anstrengung, und es fährt heraus wie ein tönender Blitz, das herzzerreißendste, wütendste K-u-a-ck, das man jemals gehört hat. Es klang, als ob hundert Stück Seide auf einmal zerrissen würden; das Geschrei eines Vampirschwarmes, einer in Geburtsnöten liegenden Hexe läßt sich an Heftigkeit bei weitem nicht mit jenem entsetzlichen K-u-a-ck vergleichen! - Hector Berlioz, Groteske Musikantengeschichten. Frankfurt am Main 1986 (it 859, zuerst 1859)

Virtuose (2)  Mir gerade gegenüber wohnte ein Bäcker, der als Geizhals verschrien war und ganz allein lebte. Ob sein kugelrundes, teigiges Gesicht es mir angetan hatte oder sonst etwas anderes, kann ich nicht sagen - genug, er reizte mich, und in mir reifte der Entschluss, an seiner Gurgel, die er dazu noch in geradezu herausfordernder Weise stets entblößt trug, meine Tätigkeit zu beginnen. Meinen Beobachtungen nach pflegte er regelmäßig Punkt acht Uhr seine Fensterläden zu schließen. Eines Abends drängte ich mich bei dieser Gelegenheit zu ihm ins Haus, verschloss die Tür und teilte ihm mit der größten Liebenswürdigkeit mein Vorhaben mit, wobei ich ihm riet, keinen Widerstand zu leisten, um uns nicht gegenseitig Unannehmlichkeiten zu bereiten. Doch als ich nun mein Handwerkszeug hervorzog, geriet der Bäcker, den meine erste Ankündigung förmlich gelähmt zu haben schien, in wahnsinnige Aufregung. »Ich will aber nicht ermordet werden«, kreischte er mit lauter Stimme, »weshalb soll ich mir denn meine teure Kehle durchschneiden lassen?«

»Weshalb?«, erwiderte ich. »Wenn aus keinem anderen Grund, dann aus dem, dass Sie Alaun ins Brot nehmen. Doch ganz egal, ob Alaun oder nicht (ich wollte jedem Streit über diesen Punkt von vornherein die Spitze abbrechen), ich bin nämlich Mordvirtuose und darauf erpicht, mich in allen dieses Fach betreffenden Einzelheiten zu vervollkommnen. In Ihren feisten Hals habe ich mich direkt verliebt und will an ihm meine Kunst erproben.«

»Wirklich?« sagte er. »Na, dann wollen wir doch mal sehen, ob Sie hiervon auch etwas verstehen.«

Damit nahm er eine Boxerstellung ein. - (quinc)

Virtuose (3)

- Wilhelm Busch

Virtuose (4)

- Peter Fendi

 

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