ielgeschlechtigkeit Sie sollten etwas über Pilze erfahren. Schließlich pflanzen sich viele Pilze
geschlechtlich fort, ohne jemals männliche Organismen zu entwickeln. Bei ihnen
gibt es Tausende von verschiedenen Geschlechtern, die alle gleich aussehen,
alle in gleichem Maße zur Paarung untereinander fähig sind, jedoch nicht zur
Paarung mit dem eigenen Geschlecht. Sogar im Tierreich gibt es viele Organismen,
die als Hermaphroditen leben, Regenwürmer beispielsweise. Die Tatsache, daß
es eine geschlechtliche Fortpflanzung gibt, setzt nicht notwendigerweise
die Existenz verschiedener Geschlechter voraus, schon gar nicht von zwei Geschlechtern
und erst recht nicht von zwei Geschlechtern, die so verschieden sind wie Mann
und Frau. Auf den ersten Blick scheint die Art der sexuellen Fortpflanzung mit
nur zwei Geschlechtern sogar die blödsinnigste zu sein, denn sie bedeutet, daß
ganze fünfzig Prozent aller Leute, die man trifft, als Paarungspartner nicht
in Frage kommen. Wären wir Hermaphroditen, wäre jeder ein möglicher Partner.
Verfügten wir über zehntausend Geschlechter, wie jeder gängige Giftpilz, dann
träfen wir bei neunundneunzig Prozent aller Begegnungen auf einen potentiellen
Partner. - Matt Ridley,
Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995 (zuerst
1993)
|
||
|
||