erwünschung Ein blauer Falke flog über ihn hinweg; er schickte ihm einen Pfeil nach, doch nahm er ihm damit nur eine Feder aus seinem Flügel. Er hob die Feder auf, steckte sie in seine Jagdtasche und nahm sie mit nach Hause; als er nach Hause kam, sagte seine Stiefmutter zu ihm: »Was für eine Jagdbeute hast du heute mitgebracht?« und er steckte die Hand in die Jagdtasche, nahm die Feder heraus und gab sie ihr. Seine Stiefmutter nahm die Feder und sagte: »Ich lege dir auf als Kreuze und Verwünschungen und als das Welken und Siechen des Jahres, daß du nie ohne eine Wasserlache in deinem Schuh seiest und daß du naß, kalt und lehmbeschmiert seiest, bis du mir den Vogel bringst, von dem die Feder stammt.«

Und er sagte zu seiner Stiefmutter: »Und ich lege dir auf als Kreuze und Verwünschungen und als das Welken und Siechen des Jahres, daß du mit dem einen Fuß auf der Halle und mit dem anderen auf dem Turm stehen sollst und daß dein Gesicht dem Sturm zugewendet sei, woher der Wind auch bläst, bis ich zurückkehre.« Dann ging Mac Iain Direach davon, so schnell seine Füße ihn trugen, den Vogel zu suchen, von dem die Feder stammte. Seine Stiefmutter stand mit dem einen Fuß auf dem Turm und mit dem anderen auf der Halle, bis er zurückkäme, und ihre Stirn war dem Angesicht des Sturmes zugekehrt, wie lange er auch immer ausbliebe. - (schot)

Verwünschung (2)

»Nicht gedacht soll seiner werden!«
Aus dem Mund der armen alten
Esther Wolf hört ich die Worte,
Die ich treu im Sinn behalten.

Ausgelöscht sein aus der Menschen
Angedenken hier auf Erden,
Ist die Blume der Verwünschung
Nicht gedacht soll seiner werden!

Herz, mein Herz, ström aus die Fluten
Deiner Klagen und Beschwerden,
Doch von Ihm sei nie die Rede
Nicht gedacht soll seiner werden!

Nicht gedacht soll seiner werden,
Nicht im Liede, nicht im Buche
Dunkler Hund im dunkeln Grabe,
Du verfaulst mit meinem Fluche!

Selbst am Auferstehungstage,
Wenn, geweckt von den Fanfaren
Der Posaunen, schlotternd wallen
Zum Gericht die Totenscharen,

Und alldort der Engel abliest
Vor den göttlichen Behörden
Alle Namen der Geladnen
Nicht gedacht soll seiner werden!

- Heinrich Heine

Verwünschung (3)  

Auf sie und ihre Rasse, oh!, falle nieder, Galle,
Damit mein Hass mit Feuerfingern sie umkralle!
Und dass, ihr Herz zernagend, wenn sie noch eins bergen,
Boas constrictors meine Flüche für sie werden!

- Noël Parfait 1845, nach (sot)

Verwünschung (4)  Warum bist du aus meiner Höhle geflohen? Ich will es gar nicht wissen. Was machst du jetzt unterwegs in der Kapitale? Sag es mir nicht, denn ich weiß es, du Hure, nachdem du mich gedemütigt hast. Ein Gesims soll dir auf den Kopf fallen, während du durch die Straßen gehst. Ich schicke dir meine schlimmsten Verwünschungen. Die Erde soll sich unter deinen Füßen öffnen, damit du in einen Abwasserkanal voll Ratten fällst. Bei einem Hochwasser soll eine Mauer über dir zusammenstürzen und bei einem Gewitter ein Blitz dich treffen. Ich besuche unterdessen den Dom von Orvieto. Der Starkstrom soll dich erschlagen. Ich wandere derweilen durch das Land. Du sollst vergiftet werden und durch verseuchtes Wasser Typhus bekommen. Die Vögel sollen dir auf den Kopf scheißen, wenn du in der Villa Borghese spazierst. Du sollst von einer Bestie vergewaltigt und dann mit dem Hammer traktiert werden, wie die alten Huren von der Magliana. Ein alter Betrunkener soll dir das Messer in die Spalte stoßen, während du durch die Straßen spazierst. Du sollst alle Krankheiten des Spitals von San Gallicano miteinander bekommen. Ich dagegen Liebesabenteuer auf dem Land. Eine Straßenwalze soll dich zerquetschen, so daß du nur noch ein Flecken auf dem Asphalt bist.  - (prot)

Verwünschung (5)  Es war einmal ein Bauer, der hatte Geld und Gut genug, aber wie reich er war, so fehlte doch etwas an seinem Glück: er hatte mit seiner Frau keine Kinder. Öfters, wenn er mit den ändern Bauern in die Stadt ging, spotteten sie und fragten, warum er keine Kinder hätte. Da ward er endlich zornig, und als er nach Haus kam, sprach er 'ich will ein Kind haben, und sollts ein Igel sein.' Da kriegte seine Frau ein Kind, das war oben ein Igel und unten ein Junge, und als sie das Kind sah, erschrak sie und sprach 'siehst du, du hast uns verwünscht.' Da sprach der Mann 'was kann das alles helfen, getauft muß der Junge werden, aber wir können keinen Gevatter dazu nehmen.' Die Frau sprach 'wir können ihn auch nicht anders taufen als Hans mein Igel.' Als er getauft war, sagte der Pfarrer 'der kann wegen seiner Stacheln in kein ordentlich Bett kommen.' Da ward hinter dem Ofen ein wenig Stroh zurecht gemacht und Hans mein Igel darauf gelegt. Er konnte auch an der Mutter nicht trinken, denn er hätte sie mit seinen Stacheln gestochen. So lag er da hinter dem Ofen acht Jahre, und sein Vater war ihn müde und dachte, wenn er nur stürbe; aber er starb nicht, sondern blieb da Hegen. Nun trug es sich zu, daß in der Stadt ein Markt war, und der Bauer wollte hingehen, da fragte er seine Frau, was er ihr sollte mitbringen. 'Ein wenig Fleisch und ein paar Wecke, was zum Haushalt gehört,' sprach sie. Darauf fragte er die Magd, die wollte ein paar Toffeln und Zwickelstrümpfe. Endlich sagte er auch 'Hans mein Igel, was willst du denn haben?' 'Väterchen,' sprach er, 'bring mir doch einen Dudelsack mit.' Wie nun der Bauer wieder nach Haus kam, gab er der Frau, was er ihr gekauft hatte, Fleisch und \Vecke, dann gab er der Magd die Toffeln und die Zwickelstrümpfe, endlich ging er hinter den Ofen und gab dem Hans mein Igel den Dudelsack. Und wie Hans mein Igel den Dudelsack hatte, sprach er 'Väterchen, geht doch vor die Schmiede und laßt mir meinen Göckelhahn beschlagen, dann will ich fortreiten und will nimmermehr wiederkommen.' Da war der Vater froh, daß er ihn los werden sollte, und ließ ihm den Hahn beschlagen, und als er fertig war, setzte sich Hans mein Igel darauf, ritt fort, nahm auch Schweine und Esel mit, die wollt er draußen im Walde hüten. Im Wald aber mußte der Hahn mit ihm auf einen hohen Baum fliegen, da saß er und hütete die Esel und Schweine, und saß lange Jahre, bis die Herde ganz groß war, und wußte sein Vater nichts von ihm. Wenn er aber auf dem Baum saß, blies er seinen Dudelsack und machte Musik, die war sehr schon. Einmal kam ein König vorbeigefahren, der hatte sich verirrt und hörte die Musik: da verwunderte er sich darüber und schickte seinen Bedienten hin, er sollte sich einmal umgucken, wo die Musik herkäme. Er guckte sich um, sah aber nichts als ein kleines Tier auf dem Baum oben sitzen, das war wie ein Göckelhahn, auf dem ein Igel saß, und der machte die Musik. - (grim)

 

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