Und er sagte zu seiner Stiefmutter: »Und ich lege dir auf als Kreuze und
Verwünschungen und als das Welken und Siechen des Jahres, daß du mit dem einen
Fuß auf der Halle und mit dem anderen auf dem Turm stehen sollst und daß dein
Gesicht dem Sturm zugewendet sei, woher der Wind auch bläst, bis ich zurückkehre.«
Dann ging Mac Iain Direach davon, so schnell seine Füße ihn trugen, den Vogel
zu suchen, von dem die Feder stammte. Seine Stiefmutter stand mit dem einen
Fuß auf dem Turm und mit dem anderen auf der Halle, bis er zurückkäme, und ihre
Stirn war dem Angesicht des Sturmes zugekehrt, wie lange er auch immer ausbliebe.
- (
schot
)
Verwünschung (2)
»Nicht gedacht soll seiner werden!« Ausgelöscht sein aus der Menschen Herz, mein Herz, ström aus die Fluten Nicht gedacht soll seiner werden, Selbst am Auferstehungstage, Und alldort der Engel abliest |
- Heinrich Heine
Verwünschung (3)
Auf sie und ihre Rasse, oh!, falle nieder,
Galle, |
- Noël Parfait 1845, nach (
sot
)
Verwünschung (4)
Warum bist du aus meiner Höhle geflohen? Ich will es gar nicht wissen.
Was machst du jetzt unterwegs in der Kapitale? Sag es mir nicht, denn ich weiß
es, du Hure, nachdem du mich gedemütigt hast. Ein Gesims soll dir auf den Kopf
fallen, während du durch die Straßen gehst. Ich schicke dir meine schlimmsten
Verwünschungen. Die Erde soll sich unter deinen Füßen öffnen, damit du in einen
Abwasserkanal voll Ratten fällst. Bei einem Hochwasser soll eine Mauer über
dir zusammenstürzen und bei einem Gewitter ein Blitz dich treffen. Ich besuche
unterdessen den Dom von Orvieto. Der Starkstrom soll dich erschlagen. Ich wandere
derweilen durch das Land. Du sollst vergiftet werden und durch verseuchtes Wasser
Typhus bekommen. Die Vögel sollen dir auf den Kopf scheißen, wenn du in der
Villa Borghese spazierst. Du sollst von einer Bestie vergewaltigt und dann mit
dem Hammer traktiert werden, wie die alten Huren von der Magliana. Ein alter
Betrunkener soll dir das Messer in die Spalte stoßen, während du durch die Straßen
spazierst. Du sollst alle Krankheiten des Spitals von San Gallicano miteinander
bekommen. Ich dagegen Liebesabenteuer auf dem Land. Eine Straßenwalze soll dich
zerquetschen, so daß du nur noch ein Flecken auf dem Asphalt bist. - (
prot
)
Verwünschung (5)
Es war einmal ein Bauer, der hatte Geld und Gut genug, aber wie reich
er war, so fehlte doch etwas an seinem Glück: er hatte mit seiner Frau keine
Kinder. Öfters, wenn er mit den ändern Bauern in die Stadt ging, spotteten sie
und fragten, warum er keine Kinder hätte. Da ward er endlich zornig, und als
er nach Haus kam, sprach er 'ich will ein Kind haben, und sollts ein Igel sein.'
Da kriegte seine Frau ein Kind, das war oben ein Igel und unten ein Junge, und
als sie das Kind sah, erschrak sie und sprach 'siehst du, du hast uns verwünscht.'
Da sprach der Mann 'was kann das alles helfen, getauft muß der Junge werden,
aber wir können keinen Gevatter dazu nehmen.' Die Frau sprach 'wir können ihn
auch nicht anders taufen als Hans mein Igel.' Als er getauft war, sagte
der Pfarrer 'der kann wegen seiner Stacheln in kein ordentlich Bett kommen.'
Da ward hinter dem Ofen ein wenig Stroh zurecht gemacht und Hans mein Igel darauf
gelegt. Er konnte auch an der Mutter nicht trinken, denn er hätte sie mit seinen
Stacheln gestochen. So lag er da hinter dem Ofen acht Jahre, und sein Vater
war ihn müde und dachte, wenn er nur stürbe; aber er starb nicht, sondern blieb
da Hegen. Nun trug es sich zu, daß in der Stadt ein Markt war, und der Bauer
wollte hingehen, da fragte er seine Frau, was er ihr sollte mitbringen. 'Ein
wenig Fleisch und ein paar Wecke, was zum Haushalt gehört,' sprach sie. Darauf
fragte er die Magd, die wollte ein paar Toffeln und Zwickelstrümpfe. Endlich
sagte er auch 'Hans mein Igel, was willst du denn haben?' 'Väterchen,' sprach
er, 'bring mir doch einen Dudelsack mit.' Wie nun der Bauer wieder nach Haus
kam, gab er der Frau, was er ihr gekauft hatte, Fleisch und \Vecke, dann gab
er der Magd die Toffeln und die Zwickelstrümpfe, endlich ging er hinter den
Ofen und gab dem Hans mein Igel den Dudelsack. Und wie Hans mein Igel den Dudelsack
hatte, sprach er 'Väterchen, geht doch vor die Schmiede und laßt mir meinen
Göckelhahn beschlagen, dann will ich fortreiten und will nimmermehr wiederkommen.'
Da war der Vater froh, daß er ihn los werden sollte, und ließ ihm den Hahn beschlagen,
und als er fertig war, setzte sich Hans mein Igel darauf, ritt fort, nahm auch
Schweine und Esel mit, die wollt er draußen im Walde hüten. Im Wald aber
mußte der Hahn mit ihm auf einen hohen Baum fliegen, da saß er und hütete die
Esel und Schweine, und saß lange Jahre, bis die Herde ganz groß war, und wußte
sein Vater nichts von ihm. Wenn er aber auf dem Baum saß, blies er seinen Dudelsack
und machte Musik, die war sehr schon. Einmal kam ein König vorbeigefahren,
der hatte sich verirrt und hörte die Musik: da verwunderte
er sich darüber und schickte seinen Bedienten hin, er sollte sich einmal umgucken,
wo die Musik herkäme. Er guckte sich um, sah aber nichts als ein kleines Tier
auf dem Baum oben sitzen, das war wie ein Göckelhahn, auf dem ein Igel saß,
und der machte die Musik.
- (grim)
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