erwirklichung
Von der Liebe haben die Menschen im ganzen
deshalb so emphatisch und vergöttlichend gesprochen, weil sie wenig davon
gehabt haben und sich niemals an dieser Kost satt essen durften: so wurde
sie ihnen „Götterkost". Möge ein Dichter einmal im Bilde einer Utopie die
allgemeine Menschenliebe als vorhanden zeigen: gewiß, er wird einen qualvollen
und lächerlichen Zustand zu beschreiben haben, dessengleichen die Erde noch
nicht sah, — jedermann nicht von einem Liebenden umschwärmt, belästigt und ersehnt,
wie es jetzt vorkommt, sondern von Tausenden, ja von jedermann, vermöge eines
unbezwingbaren Triebes, den man dann ebenso beschimpfen und verfluchen wird,
wie es die ältere Menschheit mit der Selbstsucht getan hat; und die Dichter
jenes Zustandes, wenn man ihnen zum Dichten die Ruhe läßt, von nichts träumend
als von der seligen, liebelosen Vergangenheit, der göttlichen Selbstsucht, der
einstmals auf Erden noch möglichen Einsamkeit,
Ungestörtheit, Unbeliebtheit, Gehaßtheit, Verachtetheit und wie immer die ganze
Niedertracht unserer lieben Tierwelt heißt, in der wir leben. -
(
mo
)
Verwirklichung
(2, unvollständige)