erwilderung
Chee war neugierig, ob so eine Kreatur, die offensichtlich aus einer
Zucht stammte und bei Weißen aufgewachsen war, noch genug natürlichen Jagdinstinkt
besaß, um in der Welt der Navajos zu überleben. Und allmählich wandelte sich
seine Neugier in staunende Bewunderung.
Es dauerte nicht mal bis zum Sommer, da hatte die Katze aus ihren Blessuren
und Narben so viel gelernt, daß sie nicht mehr den Präriehunden nachjagte, sondern
sich auf kleine Nagetiere und auf Vögel beschränkte. Sie hatte gelernt, wann
sie sich verstecken und wann sie Reißaus nehmen mußte. Sie hatte gelernt zu
überleben.
Und sie war auch darauf gekommen, daß der Weg bis zur Wasserbüchse in Chees
Wohnwagen weniger mühevoll war als der hinunter zum Fluß. Nach einer Woche ging
sie schon durch die Klappe ein und aus, wenn Chee weg war. Und im Sommer gewöhnte
sie sich an, auch dann zu kommen, wenn er da war. Zuerst hatte sie angespannt
auf der untersten Stufe gelauert, bis er sich nicht mehr in der Nähe der Tür
aufhielt. Sie hatte ihn, während sie trank, dauernd nervös beäugt und war, sobald
er auch nur die geringste Bewegung machte, davongesaust. Aber jetzt, im August,
nahm sie ihn ganz einfach nicht mehr zur Kenntnis. -
Tony Hillerman, Die Nacht der Skinwalker. Reinbek bei Hamburg 1997
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