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Sallust, Verschwörung des Catilina (zuerst ca. 40 v. u. Z.)
Verwegenheit (2) Man muß sich wundern, wie
weit die Verwegenheit des menschlichen Geistes geht; durch einen kleinen Erfolg
angereizt, übersteigt seine Unverschämtheit alle
Grenzen. Die da wagten, die Entfernung der Sonne von der Erde zu erraten, wollten
dies auch auf den Himmel anwenden, weil die Sonne sich in der Mitte befinde;
ja es scheint fast, daß man die Größe der Welt nach Zollen berechnen will. Als
wenn man das Maß des Himmels durch das Bleilot bestimmen könnte, weil
der Durchmesser eines Kreises und der Umfang 22 solche Teile hat! - (plin
)
Verwegenheit (3) Konnte es sich so verhalten,
daß Marias Mutter, eine ehemalige Gouvernante aus bürgerlicher Familie,
die von dem finnischen Freiherrn verführt worden war, dem Vater Marias,
sich nach dem Ruin und der Flucht nach Schweden auf Grund von Schulden
- konnte es sich so verhalten, daß diese in verheimlichter Not lebende
Witwe sich dazu hergegeben hatte, ihre eigene Tochter zu verkaufen? In
Södertälje? Diese alte Frau, die noch im Alter von sechzig Jahren kokett
war, flößte mir nichts als Abneigung ein, in die sich ein wenig Mitleid
mischte; sie hatte einen verwegenen Charakter, war gierig, genußsüchtig
und betrachtete die Männer als Ausbeutungsobjekte. Sie war eine veritable
Männerverschlingerin, die es insgeheim mir überließ, für den Unterhalt
ihrer Schwester aufzukommen, nachdem sie zunächst einen Schwiegersohn mit
einer erdichteten Mitgift geprellt hatte, die aus einem Betrugsmanöver
zum Nachteil der Gläubiger herrührte. -
(plaed)
Verwegenheit (4) Kunst im Unternehmen.
Die Dummheit fällt allemal mit der Thüre ins Haus:
denn alle Dummen sind verwegen. Dieselbe Einfalt, welche ihnen die Aufmerksamkeit
Vorkehrungen zu treffen benimmt, macht sie nachher gefühllos gegen den Schimpf
des Mißlingens. Hingegen gehen die Klugen mit großer Vorsicht zu Werke. Ihre
Kundschafter sind Aufpassen und Behutsamkeit: diese gehn forschend voran, damit
man ohne Gefahr auftreten könne. Jede Verwegenheit ist von der Klugheit zum
Untergang verurtheilt; wenn auch bisweilen das Glück sie begnadigt. Mit Zurückhaltung
muß man vorschreiten, wo tiefer Grund zu fürchten ist. Die Schlauheit gehe spürend
voran, bis die Vorsicht allmälig Grund und Boden gewinnt. Heut zu Tage sind
im menschlichen Umgang große Untiefen: man muß bei jedem Schritt das Senkblei
gebrauchen. - (
ora
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