erwandtschaft,
poplige Mir mißfällt die Schlampigkeit, die ostentative
Ungepflegtheit der Hippies, die man nun manchmal auf den Straßen dahinziehen
sieht: ich kann mich an die langen Haare nicht gewöhnen, dieses Banner einer
offenen Auseinandersetzung, diese offenkundige Kriegserklärung an die abtretende
Generation - jede dieser verstaubten Mähnen bedeutet mir aus der Ferne: du
und ich, wir sind nicht vom selben Blut. Ich glaube, ich habe ihnen nichts
zu sagen, und sie mir nichts. Aber ich fühle mich ihnen dunkel verbunden. Wenn
ich, nun aus dem Wanderdienst entlassen, sie in meinem kleinen bequemen Wagen
überhole, beobachte ich sie: verschlossen, vom dröhnenden Straßenverkehr wegblickend,
schweißgebadet und in den Staub getaucht, der von dem kleinen rollenden Unterstand
aufgewirbelt wird, herablassend, gleichsam wie von einem Fluch getrieben und
mit der Stirn eines stolzen Aufständischen. Vermutlich haben sie, wie
man so sagt, keine Chance mehr. Der Verkehr bespritzt
sie mit Dreck, streift sie rücksichtslos, wirft sie in den Graben; die Gendarmen
kontrollieren ihre Papiere - oft sprechen sie nicht einmal Französisch — die
Herbergen und selbst die Jugendherbergen nehmen keine Leute mehr auf, die zu
Pferd oder auf Schusters Rappen unterwegs sind, allerorten stehen sie
vor einer Mauer der Feindseligkeit. Doch wenn sie all das so geduldig ertragen,
dann haben sie, denke ich, eine Vision. Sie haben wieder den Weg der Wahrheit
eingeschlagen. Oder zumindest imaginieren sie ihn noch in ihrer von der Müdigkeit
leeren Vorstellung und malen sich aus, wie er tatsächlich beschaffen war, als
man noch seine Reise durch Frankreich machte: blumenreich, offen, steinig,
mäandernd, voll von murmelnden Quellen, Begegnungen, langsamen Männerstimmen,
Gastlichkeit und Überraschungen ~ heute für uns exotischer als die fernen
Kokospalmen des stolzen Afrika. - (
grac2
)
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