ertrösten Wir
können, wenn du Lust hast, von allen Teilen des Körpers reden. Sie stand auf
und ging nackt mit dem wilden Büschel ihrer Schamhaare durch das Haus, dann
streckte sie sich auf dem Teppich aus und probierte alle Stellungen aus, die
man sich ausdenken kann. Am Ende fing sie an zu weinen. Und der Boß sagte, ich
schwöre dir, daß ich nicht so bin, wie du jetzt meinst, wenn es mir gut geht,
mache ich nichts als vögeln, du kannst viele italienische und ausländische Fräulein
fragen, wenn du mir nicht glaubst.
Ich näherte mich von neuem dem Gartentor und hatte keine Lust hineinzugehen.
Jetzt ist die Grippe vorbei, das Fieber vorbei, ich bin wieder gesund. Bleib
doch noch ein paar Tage in Rom, sagte der Boß, dann wollen wir sehen, was passiert,
jetzt bin ich von Kopf bis Fuß gesund. Elisabella zündete sich eine Zigarette
an und rauchte. Der Titel wäre Ich gehe nach Hause. Aber nein, warte
noch ein wenig. Ich habe keine Lust mehr zu warten. Du wirst sehen, nach einem
oder zwei Tagen ficke ich dich vielleicht. -
Luigi Malerba, Der
Protagonist
. Berlin 1989 (zuerst 1973)
Vertrösten (2) Sánchez
Zapíco wurde um sieben Uhr morgens geweckt und erfuhr, daß in einer der
Schrottlagerhallen ein Lastenaufzug abgestürzt war. Jemand hatte die
Drahtseile durchgeschnitten. Er schaffte es nachzudenken, obwohl neben
ihm seine Frau schnarchte und pfeifend zu der Lampe aus Muranoglas
hinaufblies, die sie als nützliches Souvenir von ihrer
Silberhochzeitsreisc nach Venedig mitgebracht hatten. Aus dem Mundwinkel
der Schläferin rann ein dünner Speichelfaden, so wohlschmeckend war ihr
Traum. Als er die Decke zurückschlug, um aufzustehen, betrachtete er
sein erigiertes Geschlecht, das ungeduldig aus dem Schlitz des
Schlafanzugs ragte. Er würde etwas mehr für ihn tun müssen, als nur
pissen zu gehen.
Mit dem Kopf voller Pläne und abgestürzter Lastcnaufzüge ging er zur
Toilette. Der Penis ragte ins Freie, als wolle er ihm den Weg zeigen. Er
schloß die Tür von innen ab und masturbierte über der Kloschüssel, aber
es half nichts, daß er sich den Arsch der kleinen, frühreifen Französin
aus dem Relax Solar vorstellte oder die baumelnden Brüste seiner
Nichte, wenn sie sich an den fün fundsieb zig Geburtstagen der
fünfundsiebzig Verwandten beim Essenauftragen nach vorn beugte, oder den
Körper seiner eigenen Frau bei einem ihrer glücklichsten Liebesakte,
damals bei dem Fick in der Kajüte, als sie mit den Süßwarenfabrikanten
von Barcelona eine Kreuzfahrt auf die Balearen gemacht hatten. Seine
Frau war wie erstarrt in ihrer Jugendlichkeit, als hätte er sie in einem
Winkel seiner Erinnerung an ihre jungen Jahre einbalsamiert. Nichts tat
sich. Das Vorgefühl der Katastrophe war stärker, und er und sein Penis
musterten einander von oben nach unten, wie es sich gehört, aber das
Tierchen zog sich beschämt zurück, während er murmelte: «Ein andermal, amigo.» - Manuel
Vázquez Montalbán, Schuß aus dem Hinterhalt. Reinbek bei Hamburg 1990