Verse, schlechte    Habe sieben oder acht Verse der berühmten Rede der Sighelg. geschrieben: unaussprechlich schlechte, lediglich getragen von einem äußerst schwachen, sofort erloschenen Anfangselan. Und noch viel schlimmer   als   schlecht:   Mitten   in   meiner   gähnenden Anstrengung kam ich mir plötzlich vor wie jemand, der sich dabei ertappt, daß er mit einem Stein auf einen anderen schlägt oder immer denselben Kiesel in die Luft wirft, ohne daß es ihm gelänge, ihn im Flug aufzufangen, oder auch (um bei den Steinbildern zu bleiben), daß er sich mit einem Stein auf die Fingernägel haut. . . kurz, ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl von absoluter Sinnlosigkeit und von Nicht-in-den-Griff-Bekommen, von Mangel an Gewicht, oder wie man es sonst nennen mag, definieren soll. Also als ob man seinen Namen in den Wind schreiben wollte; und das ist noch nicht alles: In diesen Zuständen liegt auch etwas Quälendes und Regloses, etwas Schweres, wie Schlacken der Seele; etwas Bedrohliches, geradezu Dämonisches in Verbindung mit meiner ohnmächtigen Verrücktheit oder verrückten Ohnmacht und gleichzeitig mit der zähen, starren Materialität der höllischen Erscheinungen. Wenn ich sagte, Mangel an Gewicht, meinte ich vielleicht Mangel an Lebendgewicht: Der lebende Körper enthält eine Hefe, die ihn auch physisch lockert, der tote . . . erbringt ein Totgewicht; Mangel an Bewegung oder potentiellem Flug. - Du lieber Himmel, wegen ein paar schlechter Verse diese Anhäufung von zweifelhaften Bildern und dieses sich ins Unendliche Verbreiten! Es ist schon wahr, daß die schlechten Verse, eigene oder fremde, eine wesentlich ernstere Angelegenheit im Leben eines Menschen darstellen, als man meint.

Im übrigen weiß ich nicht genau, was ich eigentlich schreibe.  - (land3)

Verse


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