Verschwörer  «Ich erinnere mich, daß ich während der letzten Saison einen der schrecklichsten Verschwörer zu einem Diner eingeladen habe, einen Menschen, der schon soundso viele andere Menschen hinüberbefördert hat, immer ein Panzerhemd trägt und in seinem Hemdsärmel immer einen Dolch stecken hat; und können Sie sich vorstellen, wie er mir vorkam, als ich ihn sah? — wie ein netter alter Pastor; er erzählte den ganzen Abend Witze! Natürlich war er unterhaltsam, ja; aber ich war doch enttäuscht. Als ich ihn dann nach seinem Eisenhemd fragte, lachte er nur und meinte, England sei viel zu kalt, um es hier tragen zu können.»  - Oscar Wilde, Lord Arthur Saviles Verbrechen. Stuttgart 1984 (Bibliothek von Babel 30, Hg. Jorge Luis Borges)

Verschwörer (2)

- Topor, nach: John Buchan, Mr. Standfast oder Im Westen was Neues. Zürich 1980 (zuerst 1919)

Verschwörer (3)

- Honoré Daumier

Verschwörer (4)  Der nonchalante, oft lustige Generalleutnant Stieff, den Hitler später töten ließ, wollte einen konspirativen Brief, den er von General Treskow erhielt, oberflächlich zerrissen in einen Papierkorb des Führerhauptquartiers werfen. Oberstleutnant von Boeselager, mit den höchsten Tapferkeitsauszeichnungen versehen, wollte sich mit seinem Regiment nach Ostpreußen verlegen lassen und Hitler ausheben. Offiziere des Stabes von Kluge verabredeten sich zu einem gemeinschaftlichen Pistolenattentat auf Hitler, wenn er das Heeresgruppenhauptquartier besuchte. Was sollte nach den 16 Pistolenschüssen geschehen? Soldaten müssen immer etwas auf das Glück vertrauen. Eine Sprengladung in Päckchenform, 2 Kognakflaschen groß, wurde im Flugzeug deponiert, mit dem Hitler von Smolensk nach Rastenburg fliegen sollte, die Sprengladung entzündete sich nicht; das Päckchen konnte einige Tage später im Führerhauptquartier von einem Verschwörer wieder abgeholt werden. Oberleutnant Schulze-Boysen aus dem Luftfahrtministerium, Idealist, funkte den Russen Geheimmaterial zu. Er und seine Freunde wurden erschossen, darunter viele Frauen, v. d. Bussche wollte sich den Leib mit Sprengmunition verpacken lassen und bei einer Uniformvorführung Hitler tödlich umarmen; da die Uni-formVorräte, um die es bei der Vorführung ging, bombardiert wurden, entfiel die Vorführung; v. d. Bussche hatte sich schon innerlich auf seinen Tod vorbereitet, an der Ostfront erlitt er einige Wochen später ähnlich schwere Verwundungen wie jene, auf die er sich vorbereitet hatte. Englischer Sprengstoff, der unter einem Holzaufbau von Generalleutnant Stieff im Führcrhauptquartier versteckt worden war, explodierte, die Untersuchung lag Gott sei dank in der Hand eines Mitverschwörcrs. In Wien wurde der Putsch nicht nur bis zu Ende durchgeführt [wie es auch in Paris geschah], sondern anschließend wieder abgebaut; es war nichts nachzuweisen. Der Leiter der Abwchrstelle Wien, Oberst Graf Marogna-Redwitz, der alle anderen deckte, wurde verhaftet und getötet, v. Ple. kam bei einem Verhör in einem oberen Stockwerk des Reichssicherheits-Hauptamts in eine so schwierige Lage, daß er die Verhörenden durch Hiebe und Tritte abtat und aus dem Fenster sprang. Auch andere verhaftete Offiziere verrieten nichts. Oberleutnant Ge. wollte den Grafen Hardenberg, der von Bewachern umgeben in einem Berliner Krankenhaus lag, mit Maschinenpistolen, die er durch Berlin schleppte, befreien. Andererseits plante er, aus einem Flugzeug Bomben auf das Führerhauptquartier zu werfen. Als er noch eine Panzerkompanie hatte, wollte er für einen eventuellen Aufstand die Aufklärung fahren; früher war er Nationalsozialist. April 1945 wurde er erschossen.  - (klu)

Verschwörer (5)  »Heut abend isses also dann Zeit, Mister«, sagte er langsam, »daß Sie kommen und dem Einhalt gebieten; und ich werd den ganzen Vormittag hier sein, nich wahr, wenn Sie kommen und hören wollen, wo Sie am besten hinkommen sollen, um einzuschreiten; und vielleicht auch hören, wann Sie am besten kommen, um einzuschreiten. Geht nichts drüber, Bescheid zu wissen, Kumpel; denn dann kann n Kerl sich selber ne Freude machen. Wenn sichs ergibt, daß Sie hier reinschauen, bevors Mittag ist, dann genehmigen Sie sich vielleicht n Schluck Bier mit mir, um diesen hübschen Tag zu begießen, nich wahr, bevor Sie den Hügel raufkommen, um zu sehen, was es zu verhindern gibt.«

Der strohfarbene Bart des Mannes schwankte beim Sprechen, und seine fahlen Augen trieften vor ruchlosem Vergnügen. Jedes geäußerte Wort schien doppeldeutig, schien mit Winken beladen zu sein, die seine schielenden Augen ergänzten und bekräftigten. Seine schwache, unterentwickelte Intelligenz schien sich in die Zwischenräume von Mr. Evans' schlimmsten und geheimsten Gedanken zu schlängeln und sich dort anzukuscheln, anzuschmiegen und anzudrücken, als ob Mr. Evans' Gedanken das Gesäugc der vielbrüstigen Diana der Epheser wären.

Dieses Zusammentreffen der beiden Männer war in der Tat der Höhepunkt mehrerer heimlicher Begegnungen, bei denen es immer unter der Oberfläche des Hörbaren eine wortlose Verschwörung, ein Einvernehmen gegeben hatte, das immer weiter anstieg, gerade so, als ob die unterbewußten Regungen der beiden - die Wurmschlangcn in ihnen- die Kunst der unzüchtigen Umschlin-gung gelernt hätten. Dorschflosse hatte rasch entdeckt, daß sein eigener meuchelmörderischer Drang, in dem das geistige Bild der Eisenstangc eine so lebhafte Rolle spielte, von etwas Dunklerem - weitaus böser, da weit weniger einfach - in Mr. Evans' Wesen erwidert wurde.

Als er einmal den Saum dieses dunklen Wissens gelüpft hatte, wurde der Strolch bei all seiner Schwachsinnigkeit dazu verleitet, überaus raffiniert auf dieser verborgenen Saite zu spielen, denn er hatte erkannt, daß der Vorfall am Schafpferch ihm dazu verhelfen hatte, eine eindeutige Macht über diesen komischen »Raritäten-Herrn« zu erlangen, der ein solches Interesse an einem Gespräch mit ihm bekundete. Ein potentieller Mörder, der sich unter vermutlich normalen Leuten bewegt, wirkt wie ein flanierender Magnet, der eine Wolke merkwürdiger Zeichen anzieht; die Unbckümmertheit eines solchen gegenüber den Folgen - Polizei, Gefängnis, Richter, Galgen - stattet ihn mit der gleichen Art von Macht über weniger verwegene Seelen aus, wie sie ein schwindelfreier Bergführer über die Möchtegern-Gipfelstürmer erwirbt, deren Fehltritte er mit seinem Seil auffängt.

Dorschflosse in seiner gerissenen schwachsinnigen Art hatte bereits bei seiner Unterhaltung mit Red Robinson in Mrs. Chinnocks Klubzimmer von diesem scharfen, köstlich arktischen Hauch unerwarteter Macht gekostet. Robinson jedoch war ihm völlig ausgewichen und zeigte damit an, daß emotionaler Haß als Antrieb zu Verbrechen nicht mit der Wurmschlangc des Geschlcchtsncrvs mithalten kann. - (cowp)

 

Verschwörung

 

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