erschlingen
Da, jetzt gelangt ein verirrter Nachtfalter in seine Reichweite. Läßt er ihn
weiterflattern? Nein, er schnappt sich auch diese Beute. Die Zunge verwandelt
sich in ein Schmetterlingsnetz und holt sich das Opfer ins Maul. Paßt es in
voller Größe hinein? Spuckt er es wieder aus? Platzt er? Nein, der Falter steckt
in der Kehle: zuckend, zusammengepreßt, aber noch erkennbar
er selbst, noch unberührt vom Angriff zermalmender Zähne. Jetzt gleitet er durch
den engen Schlund, wird zu einer Schattengestalt, die ihre langsame qualvolle
Reise eine geblähte Speiseröhre hinunter beginnt.
Der Gecko, aus seiner Reglosigkeit erwacht, schluckt
heftig, zieht konvulsivisch die Kehle zusammen, wankt und zittert auf Beinen
und Schwanz, windet den einer harten Prüfung unterzogenen Leib. Hat er genug
für heute? Macht er sich nun davon? War dies der Gipfel allen Verlangens, das
er zu befriedigen suchte? War es die Prüfung an den Grenzen des Möglichen, die
er bestehen wollte? Nein, er bleibt sitzen. Vielleicht ist er eingeschlafen.
Wie ist der Schlaf für ein Wesen mit lidlosen Augen? -
(
calv
)
Verschlingen (2)
Die Laterne unter unserm Fenster knarrte in einem
fort... Um es wärmer zu haben, schlief man zu zweit... Man wichste einander
heftigst. Ich war unerbittlich, ich war rasend, besonders weil ich mich mit
der Phantasie entschädigte... Ich verschlang
Nora in ihrer ganzen Schönheit... Ich zerriß dabei das Kopfkissen. Ich
hätte ihr Stücke herausgerissen, hätte ich wirklich hineingebissen, die Eingeweide,
den Saft, drinnen, alles hätte ich ausgetrunken... Ich hätte sie ganz
ausgesogen, nichts zurückgelassen, das ganze Blut, keinen Tropfen... Lieber
verwüstete ich meine Klappe und zernagte die Wäsche... als daß ich mich von
Nora an der Nase herumführen ließe, und dann von
einer andern! Ich hatte, bitte sehr, begriffen, woher der Wind weht, bei den
Schlampen, der Hintern ist der ganze Tanz! Es ist
die Karawane der Verirrten! Ein Abgrund, ein Loch, das ist's! Die Jammerlappen,
die sich gehenlassen, sind schlimmer als der Mist!...
In die Kloake mit der Sauerei der Geständnisse!...
Uah! Uah! Ich liebe dich! Ich bete dich an! ja! jäh!... Ich will nicht als Dummkopf
krepieren! Mit einer poetischen Fresse! Jä! - (
tod
)
Verschlingen (3) Meine
offenen Augen verschlingen gleich einem hungrigen Mund die Erde und den
Himmel. Jawohl, ich habe die klare und tiefe Empfindung, die Welt mit meinen
Blicken zu essen und die Farben zu verdauen, wie
man Fleisch und Früchte verdaut. - Maupassant,
nach (err)
Verschlingen (4)
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