erschleierung    Die zwei größten Justizmorde in der Weltgeschichte sind, ohne Umschweife gesprochen, verschleierte und gut verschleierte Selbstmorde. In beiden Fällen wollte man sterben; in beiden Fällen ließ man sich das Schwert durch die Hand der menschlichen Ungerechtigkeit in die Brust stoßen.  - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches (zuerst 1878)

Verschleierung (2)

 Frau mit Tschador

- Peter Klashorst

Verschleierung (3)

- N.N.

Verschleierung (4) Ich habe anfangs nicht verstanden, was so anziehend ist an diesem Geheimnis, mit dem sich die interessantere Hälfte der orientalischen Bevölkerung umgibt; einige Tage aber haben genügt, mir zu zeigen, daß eine Frau, die sich bemerkt fühlt, im allgemeinen stets eine Möglichkeit findet, sich sehen zu lassen, sofern sie schön ist. Die es nicht sind, verstehen sich sehr gut darauf, ihre Verschleierung zu wahren, und wer wollte ihnen deshalb gram sein. Es ist eben ganz und gar das Land der Träume und der Illusionen! Die Häßlichkeit wird verheimlicht wie ein Verbrechen, und stets kann man einen Blick erhäschen von dem, was formvollendet, anmutig, jung und schön ist. - Gérard de Nerval, Reise in den Orient. München 1986 (zuerst 1851)

Verschleierung (5)  

Verschleierung (6)  Es war in der Anstalt üblich, die Aussichtslosen unter Verschleierung dieses Tatbestandes in ihre Familien zu entlassen wegen der Schreibereien und des Schmutzes, den der Tod mit sich bringt. Auf einen solchen trat Rönne zu, besah ihn sich: die künstliche Öffnung auf der Vorderseite, den durchgelegenen Rücken, dazwischen etwas mürbes Fleisch; beglückwünschte ihn zu der gelungenen Kur und sah ihm nach, wie er von dannen trottete. Er wird nun nach Hause gehen, dachte Rönne, die Schmerzen als eine lästige Begleiterscheinung der Genesung empfinden, unter den Begriff der Erneuerung treten, den Sohn anweisen, die Tochter heranbilden, den Bürger hochhalten, die Allgemeinvorstellung des Nachbars auf sich nehmen, bis die Nacht kommt mit dem Blut im Hals. Wer glaubt, daß man mit Worten lügen könne, könnte meinen, daß es hier geschähe. Aber wenn ich mit Worten lügen könnte, wäre ich wohl nicht hier. Überall wohin ich sehe, bedarf es eines Wortes, um zu leben. Hätte ich doch gelogen, als ich zu diesem sagte: Glück auf!  - Gottfried Benn, Gehirne. In: G. B., Prosa und Szenen. Ges. Werke Bd. 2. Wiesbaden 1962
 
 

Täuschung Schleier

 

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Verwandte Begriffe
Verhüllung
Synonyme