erschachtelung   Es darf getrost, was auch von allen, deren Sinne, weil sie unter Sternen, die, wie der Dichter sagt, zu dörren, statt zu leuchten, geschaffen sind, geboren sind, vertrocknet sind, behauptet wird, enthauptet werden, daß hier einem sozumaßen und im Sinne der Zeit, dieselbe im Negativen als Hydra betrachtet, hydratherapeutischen Moment ersten Ranges, immer angesichts dessen, daß, wie oben, keine mit Rosenfingern den springenden Punkt ihrer schlechthin unvoreingenommenen Hoffnung auf eine, sagen wir, schwansinnige oder wesenzielle Erweiterung des natürlichen Stoffeldes zusamt mit der Freiheit des Individuums vor dem Gesetz ihrer Volksseele zu verraten den Mut, was sage ich, die Verruchtheit haben wird, einem Moment, wie ihm in Handel, Wandel, Kunst und Wissenschaft allüberall dieselbe Erscheinung, dieselbe Tendenz den Arm bietet, und welches bei allem, ja vielleicht eben trotz allem, als ein mehr oder minder undulationsfähiger Ausdruck einer ganz bestimmten und im weitesten Verfolge excösen Weltauffasseraumwortkindundkunstanschauung kaum mehr zu unterschlagen versucht werden zu wollen vermag - gegenübergestanden und beigewohnt werden zu dürfen gelten lassen zu müssen sein möchte. - Christian Morgenstern, nach  (hof)

Verschachtelung (2) Murchadh ging weiter und kam zu einem Hause. Dort fand er das Weib, das der rauhwangige Krieger ihm abgenommen hatte.

Sie bedeckte ihn mit Küssen und Tränen, trocknete sein Gesicht mit ihren Haaren und kleidete ihn in seidene Gewänder.

Sie verlebten diesen Tag freudevoll. Am Abend aber kam der Riese. Da versteckte sie Murchadh.

Schon an der Tür sagte der Riese: »Fu! Fa! Feasog! Ich wittere den Geruch eines lügnerischen und diebischen Irländers.«

»Du weißt wohl«, sagte sie, »daß der irische Geruch von mir kommt; denn ich bin eine Irländerin. Aber ich will dir eines von den neun Jahren erlassen!«

»Schon«, sagte er, »aber warum hängen die samtenen und seidenen Gewänder draußen am Baum?«

»Erinnerst du dich nicht, daß du mir gesagt hast, deine Seele sei darinnen? Darum pflege ich sie so!«

»Meine Seele ist nicht dort«, sagte er, »sondern in einem Ei. Dieses Ei ist in einem Enterich und dieser in einem Widder und dieser in einem Balken, der drunten im Keller ist. Mir wurde geweissagt, daß ich nicht getötet werden kann, bevor nicht der Mann gefunden ist, der mit jenem dicken Hebebaume dort den Balken herausbrechen wird, und zwar mit einem einzigen Stoße. Dann wird der Widder herauskommen und, falls er gefangen wird, der Enterich, und, falls er gefangen wird, das Ei. Das Ei wird versuchen, sich in einen See zu rollen, um ein Aal zu werden. Und ich kann nicht eher getötet werden, bevor mir nicht jemand das Ei auf das Muttermal wirft, das ich unter der linken Brust habe.«

Als er am andern Morgen weggegangen war, verriet das Weib dem Murchadh, wie der Riese getötet werden könnte.

Murchadh ergriff die Brechstange und zerschmetterte den Balken beim ersten Anheben. Der Widder sprang hinaus.

»Wo bist du nun, Fuchs der schönen Klippen?«

»Hier bin ich, mit dem Widder im Maul!«

Da lief der Enterich heraus.

»Wo bist du nun, Falke des Grauen Waldes?«

»Hier bin ich, mit dem Enterich im Schnabel!«

Da rollte das Ei zum Seegestade.

»Wo bist du nun, Otter der endlosen Stürme?«

»Hier bin ich, und hier ist das Ei!«

Da kam der rauhwangige Krieger, weil er das Blöken des Widders gehört hatte.

Murchadh warf ihm das Ei auf das Muttermal unter der linken Brustseite.

Der Riese stürzte und sprach sterbend: »Ich lege feierlich das Verbot auf euch, daß ihr niemals wieder an einem Tische essen oder in einem Bette ruhen sollt bevor ihr nicht das blitzende Schwert euch verschafft habt das im Osten der Welt ist, und die Kenntnis von der Geschichte des verräterischen Weibes!«

Das Weib sprach zu Murchadh: »Meines Bruders Sohn hat diese Sachen, und in seinem Garten ist nicht ein einziger Spitzpfahl, auf dem nicht der Schädel eines Königssohnes steckt, mit Ausnahme eines Spitzpfahles, der für dich ist. Fange dir meinen alten zottigen Pony, um zu ihm zu reiten.«

Aber wie lange er auch hinter dem Pferde her jagte, er konnte es nicht fangen.

Da ging sie selbst hinaus und legte dem Tiere den Zaum um.

»Nun reite zu und halte niemals an, bevor du nicht vor meines Vaters Hause bist, und setze dich auf keinen andern Stuhl als auf meinen goldenen, der in dem höchsten Gemache des Hauses steht.«

Er ritt davon, und er hätte neunmal den Märzwind überholt, der vor ihm war, ehe der Wind hinter ihm ihn einmal überholt hätte.

Zwei Dienerinnen kamen aus der Burg, und eine sprach:

»Das sieht ja aus wie ein Schatten des alten zottigen Ponys unserer Herrin, jenes Pferd, das dort von Westen kommt!«

»Sprich nicht von ihr«, sagte die andere, »wir haben lange genug um sie getrauert!«

Als sie ein zweites Mal vor die Burg kamen, erkannten sie das Pferd und führten es in den Stall. Und alle andern Pferde knieten vor ihm nieder, um es zu begrüßen.

Murchadh stieg auf den Söller der Burg und setzte sich in den goldenen Sessel.

»Gemach! Gemach!« sagte da der Herr des Hauses, »noch niemandem ward erlaubt, dort zu sitzen, seitdem meine Tochter schied.«

»Ich aber werde darin sitzen!« sagte Murchadh, »ich habe das größte Recht dazu!«

Dann sagte er, daß er das blitzende Schwert suche und die Geschichte vom verräterischen Weibe.

»Einer meiner Söhne besitzt diese Dinge. In seinem Garten ist kein Spitzpfahl, auf den nicht der Schädel eines Königssohnes gesteckt wäre, mit Ausnahme des Spitzpfahles, der für dich bestimmt ist. « - (ir)

Verschachtelung (3)

- Celestino Piatti (mit Rodin), in: Léon Gozlan, Balzac in Pantoffeln. München 1969 (dtv 602, zuerst ca. 1860)

Verschachtelung (4)

Verschachtelung (5)  Ob man die verschiedenen Verwandlungsstadien der Insekten, oft vier bis sechs in ihrer Jugend, als Folgen einzelner, verschiedener Tiere ansehen soll oder nicht, das ist wahrscheinlich ein formales Zugeständnis. Es wird, wenn jemals eine Pause zwischen den Phasen vorhanden ist, richtig sein, von ineinander verschachtelten Tieren zu sprechen und zu denken, so daß das junge Tier sich von Stufe zu Stufe die besten Materien zurückhält und sich mit deren Hilfe in das nächste Stadium verwandelt.  - Ernst Fuhrmann, Das Leben der Insekten. Nach (fuhr)

Verschachtelung (6)   Die Schachfiguren wissen nicht, daß ein Spieler sie lenkt; der Spieler weiß nicht, daß ein Gott ihn lenkt; der Gott weiß nicht, welche anderen Götter ihn lenken. - (bo3)

Verschachtelung (7)

Verschachtelung (8)  »Ist nicht alles nur ein Traum, sogar das Leben selbst, Allan? Und wenn dem so ist, was sonst kann das sein, was du gesehen hast, wenn nicht ein Traum innerhalb eines Traums, der in sich selbst andere Träume enthält, so wie in alten Zeiten eine jener Elfenbeinkugeln, die von Handwerkern des Ostens so meisterhaft gefertigt wurden, eine weitere Kugel enthielt, und diese eine weitere, und eine weitere, bis die innerste vielleicht eine vergoldete Perle enthielt, oder auch ein Juwel, was der Lohn war für den, der einen Ball aus dem anderen lösen könnte, ohne einen davon zu zerbrechen. Die Suche war schwierig, und nur selten wurde das Juwel gefunden, wenn überhaupt, so daß einige sagten, es wäre überhaupt keines vorhanden, sondern es existiere allein im Gehirn des Herstellers.«   - Henry Rider Haggard, Sie und Allan. München 1985 (zuerst ca. 1910)

Verschachtelung (9)   Daß Ihr Euch rühmt, Eurem Gotte ungehorsam zu sein, ist zwar gewagt und hat etwas Ruchloses, obgleich an sich keineswegs unedel. Aber warum denn von einem Ungehorsam fabeln, der so radikal ist, daß er selbst an das Vorhandensein künftiger, letzter Götter Hand anlegt? Selbst wenn Ihr einen Weg fändet, eine List, um jene zu verfluchen, wäre damit doch noch nichts entschieden. Könnten denn in der Tat diese Götter nicht eingeschlossen sein in noch künftigere künftige Götter, und das Universum konstruiert sein wie eine Reihe göttlicher Schachteln in Schachteln, sodaß jede Vernichtung zur Folge hat, daß immer neue Götter heraufkommen, die immer verständnisvoller, ausgedehnter sozusagen, seien, obgleich unendlich winzig? Und vielleicht werden auch wir, die wir sehr unbedeutende, aber doch in gewisser Weise auch Götter sind, Formen annehmen, immer mehr vom Nichts bearbeitet, einem umfassenderen umgreifenden Nichts? Warum ungehorsam sein? Liegt nicht ein tückischerer Ungehorsam im Gehorsam? Liegt nicht Raserei im schweigsamen Verharren, in der vorbedachten Unbeweglichkeit des Vortodes?  - Die Prinzessin von Clève an Hamlet, nach: Giorgio Manganelli, An künftige Götter. Berlin 1983

Verschachtelung (10)

Verschachtelung (11)

Verschachtelung (12)  Sie haben keinen Körper, Joe.

Warum sagen Sie dann, ich hätte einen? Und wieso schuppig? Hier hatte ich eine Idee, die eines de Selby nicht unwürdig gewesen wäre. Warum störte Joe der Gedanke so sehr, er könnte einen Körper haben? Was, wenn er tatsächlich einen hatte? Einen Körper, in dem wiederum ein Körper steckte, tausende solcher Körper ineinander, wie die Häute einer Zwiebel, bis hin zu einem unvorstellbaren Ultimum? War ich meinerseits nur Bindeglied in einer unermeßlichen Folge unwägbarer Wesen, war die mir bekannte Welt nur das Innere des Wesens, dessen innere Stimme ich war? Wer oder was war der Kern, und welches Monstrum in welcher Welt war der endgültige unverpackte Koloß? Gott? Nichts? Empfing ich diese wilden Gedanken von Weiter Unten, oder wurden sie frisch in mir ausgekocht, um nach Weiter Oben übermittelt zu werden?   - (obr)

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