ermeiden Wir haben nun einen neuen Ausgangspunkt zu nehmen und festzustellen, daß es im Ethischen drei Arten von Dingen gibt, die man zu fliehen hat: die Schlechtigkeit, die Unbeherrschtheit und die Roheit. Die Gegensätze davon sind für die zwei ersten klar (wir nennen sie Tugend und Selbstbeherrschung), als Gegensatz zur Roheit würde am ehesten die den Menschen übersteigende Tugend passen, eine heroische und göttliche, wie bei Homer Priamos über Hektor sagt, er sei überaus tüchtig «und er schien nicht der Sohn eines sterblichen Mannes zu sein, sondern eines Gottes». Wenn also, wie man sagt, aus Menschen Götter werden durch ein Übermaß an Tugend, so wäre dies wohl ungefähr das Verhalten, das der tierischen Roheit entgegengesetzt wäre.

Wie nämlich das Tier keine Tugend oder Schlechtigkeit kennt, so auch nicht ein Gott, sondern die göttliche Vollkommenheit ist ehrwürdiger als die Tugend, und die tierische Schlechtigkeit ist eine besondere Art von Schlechtigkeit. Wie es aber selten ist, daß «ein göttlicher Mann» existiert, wie es die Spartaner auszudrücken pflegen, wenn sie einen besonders bewundern (sie nennen ihn «seios aner»), so ist auch die Roheit unter den Menschen selten. Am ehesten kommt sie unter den Barbaren vor, und gelegentlich infolge von Krankheiten und Verstümmelungen; oder wir geben auch Menschen, die sich durch übermäßige Schlechtigkeit auszeichnen, diesen Schimpfnamen.  - (eth)

Vermeiden (2)  Hatten auch schon früher enzyklopädische und andere in erster Linie der Wissensvermittlung dienende Werke häufig ein buntes Durcheinander geboten, meist bedingt durch das Ausschreiben aus anderen Autoren und Büchern, so zeigten sich allmählich Tendenzen, die Buntheit der Stoffdarbietung bewußt zu wählen und jede Ordnung zu vermeiden. Ziel war jetzt mehr, das Material, das nicht unbedingt neu sein mußte, kunstvoll aufzubereiten und durch eine zwanglose Mischung dem Leser eine möglichst vergnügliche Lektüre zu bieten.

Programmatische Gedanken zu dieser Art der Darstellung finden wir zum erstenmal schon in neronischer Zeit bei der gelehrten Schriftstellerin Pamphila formuliert. Ihre Werke selbst sind uns, wie die meisten anderen, verloren, doch berichtet der byzantinische Gelehrte Photios, der die Vermischten Notizen noch gelesen hat, sie habe alles notiert, was ihr wertvoll schien, ohne Ordnung, wie es sich gerade darbot; und sie habe selbst gesagt, es wäre nicht schwer gewesen, es nach einem Plan zu verteilen, doch sie habe die Mischung und Buntheit angenehmer und reizvoller gefunden als eine einheitliche Form. Aelian aber hat diesem Programm im Prolog und Epilog zu seinen Tiergeschichten so stolz Ausdruck verliehen wie kein anderer: „Ich selbst habe für mich davon gesammelt, soviel ich konnte, und in die gewohnte Sprache gekleidet. ... Ich weiß, daß einige Leser nicht billigen werden, daß ich nicht jedes Tier an einer einzigen Stelle vollständig behandelt habe ..., sondern das Bunte bunt mische, über vieles spreche, hier den Bericht über ein Tier abbreche, dort darauf zurückkomme und weitere Einzelheiten über seine Natur anknüpfe. Darauf erwidere ich: Erstens ist es meine Eigenheit, daß ich nicht Sklave des Urteils und Gutdünkens anderer bin. Ich brauche nicht einem anderen zu folgen, wohin der mich führen möchte. Zweitens suche ich mit der Buntheit der Lektüre den Leser anzulocken und der Langeweile der Einförmigkeit zu entgehen." - Hadwig Helms, in: (ael)

Vermeiden (3)  Für gottgesandte Traumgesichte halte diejenigen, die sich plötzlich einstellen, so wie wir auch alles Unerwartete gottgesandt nennen. Lege aber nur solche Traumerlebnisse aus, deren Inhalt vollständig wiedergegeben wird, von denen der Träumende eine klare Vorstellung hat und an die er sich genau erinnert; denn man wird es dir ankreiden, falls das Geschaute in Erfüllung geht und es sich herausstellt, daß du nur Einbildungen gedeutet hast. Man muß aber den Eindruck der Unwissenheit zu meiden suchen. - (art)

Vermeiden (4)  Es gibt gewisse Frauen, die eine Ähnlichkeit mit dem Bändchen der Ehrenlegion besitzen. Man mag sie nicht mehr, weil sie sich an gewissen Männern beschmutzt haben.

Aus dem gleichen Grunde würde ich nicht mehr die Hosen eines Krätzigen anziehen.

Unangenehm bei der Liebe ist, daß sie ein Verbrechen ist, bei dem man eines Mitschuldigen nicht entraten kann. - (cb)

Vermeiden (5)  »Die Vermeidung«, sagte Z., »ist eine hohe Kunst, die selten gelehrt und noch seltener beherrscht wird. Die meisten Menschen sind von der Menge des Entbehrlichen hoffnungslos überfordert.«  - Hans Magnus Enzensberger, Herrn Zetts Betrachtungen oder Brosamen, die er fallen ließ, aufgelesen von seinen Zuhörern. Berlin 2014
 
Ethik Ordnung Handeln
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Verwandte Begriffe
Verhinderung
Synonyme