erkauf
Da der Marchese, durch Krieg und Mißwachs, in bedenkliche Vermögensumstände
geraten war, fand sich ein florentinischer Ritter bei ihm ein, der das Schloß,
seiner schönen Lage wegen, von ihm kaufen wollte. Der Marchese, dem viel an
dem Handel gelegen war, gab seiner Frau auf, den Fremden in dem leerstehenden
Zimmer, das sehr schön und prächtig eingerichtet war, unterzubringen. Aber wie
betreten war das Ehepaar, als der Ritter mitten in der Nacht, verstört und bleich,
zu ihnen herunter kam, hoch und teuer versichernd, daß es in dem Zimmer
spuke, indem etwas, das dem Blick unsichtbar gewesen,
mit einem Geräusch, als ob es auf Stroh gelegen, im Zimmerwinkel aufgestanden,
mit vernehmlichen Schritten, langsam und gebrechlich, quer über das Zimmer gegangen,
und hinter dem Ofen, unter Stöhnen und Ächzen, niedergesunken
sei.
Der Marchese erschrocken, er wußte selbst nicht recht warum, lachte den Ritter
mit erkünstelter Heiterkeit aus, und sagte, er wolle sogleich aufstehen, und
die Nacht zu seiner Beruhigung, mit ihm in dem Zimmer zubringen. Doch der Ritter
bat um die Gefälligkeit, ihm zu erlauben, daß er auf einem Lehnstuhl, in seinem
Schlafzimmer übernachte, und als der Morgen kam, ließ er anspannen, empfahl
sich und reiste ab. - Heinrich von Kleist, Das Bettelweib von Locarno