erjüngung  «Wir hatten uns schon oft getrennt, aber nur um uns nach einer Stunde wiederzufinden.

Am nächsten Tag sah ich sie nicht. Am zweiten ebensowenig. Und auch am dritten nicht.

Ich war so toll vor Glück, daß ich ernstlich befürchtete, ich würde meine Tage in einem Sanatorium beschließen müssen. Mein Leben erneute sich, und meine zweite Jugend begann. Ich wollte etwas absolut Neues versuchen, um mich zu überzeugen, daß ich wirklich wiedergeboren sei: Ich stellte Untersuchungen über die Intelligenz der Fluß- und Seefische an, ich studierte die Podomantie, das heißt, die Kunst, aus den Linien der Fußsohlen das Schicksal zu lesen.

Aber das war mir immer noch nicht genug. Ich kaufte mir eine Physharmonika. Ich kaufte zwölf Dutzend Tonpfeifen und amüsierte mich damit, sie im Korridor meines Hauses mit einer Luftdruckpistole zu zerschmettern... Hast du schon Schnecken gegessen? Nein? Sie sind ekelhaft. Nun also, um etwas ganz Neues zu tun, habe ich angefangen, Schnecken zu essen.

Davon bekam ich einen Typhus, der mich einen Monat ans Bett fesselte. Die berühmtesten Ärzte, damals zu einer Konsultation um mein Bett versammelt, gaben mir nur noch ein paar Tage zu leben. Zwischen den paar Tagen, die die Ärzte mir gaben, und denen, die ich mir selber herausnahm, lebe ich einstweilen immer noch.

Und das Weib ließ sich nicht sehen. Drei Monate vergingen, und sie erschien nicht. Der Hut auf dem Bett hatte seinen unleugbaren Einfluß ausgeübt.»

«Entschuldige», unterbrach ihn der Freund. « Aber mir scheint doch, daß der Hut auf dem Bett dir nicht Unglück gebracht hat. Im Gegenteil! Ihr habt euch gehaßt, habt euch geschlagen, wart euch gegenseitig eine unerträgliche Fessel. Sie geht fort. Das ist Glück.»

«Laß mich zum Ende kommen. Eines Abends, als die Frau meinen Gedanken völlig entschwunden war (es waren vier Monate vergangen, die mich um acht Jahre verjüngt hatten), komme ich nach Haus und finde wieder ihren Hut auf meinem Bett. Sie war zurückgekehrt.» - Pitigrilli, Der Hut auf dem Bett. In: P., Luxusweibchen. Reinbek bei Hamburg 1988  (rororo 12201, zuerst 1922)

Verjüngung  (2)  Die fremde Frau betörte die Töchter des Königs, daß sie den Verjüngungszauber am Vater vornehmen wollten. Nur eine von den Töchtern des Pelias - es waren nach einer Erzählung fünf an der Zahl -, nur Alkestis, wollte Medeia keinen Glauben schenken, und sie wandte sich auch nach den Darstellungen als einzige ab von der Tat. Die übrigen vier - oder waren es doch nur zwei? - ließen sich dazu verführen, als die Zauberin zuerst einen alten Widder zerschnitt, die Stücke in einem Kessel kochte und ein Lamm aus dem Gefäß hervorspringen ließ. Sie zerstückelten und kochten den Vater, der nie wieder auflebte.  - (kere)

Verjüngung  (3)  Die Entwickelung der Menschheit, sagte ich, scheint auf Jahrtausende angelegt.

«Wer weiß», erwiderte Goethe, «— vielleicht auf Millionen! Aber laß die Menschheit dauern, so lange sie will, es wird ihr nie an Hindernissen fehlen, die ihr zu schaffen machen, und nie an allerlei Not, damit sie ihre Kräfte entwickele. Klüger und einsichtiger wird sie werden, aber besser, glücklicher und tatkräftiger nicht, oder doch nur auf Epochen. Ich sehe die Zeit kommen, wo Gott keine Freude mehr an ihr hat und er abermals alles zusammenschlagen muß zu einer verjüngten Schöpfung. Ich bin gewiß, es ist alles danach angelegt, und es steht in der fernen Zukunft schon Zeit und Stunde fest, wann diese Verjüngungsepoche eintritt. Aber bis dahin hat es sicher noch gute Weile und wir können noch Jahrtausende und aber Jahrtausende auch auf dieser lieben alten Fläche, wie sie ist, allerlei Spaß haben.»

Goethe war in besonders guter erhöhter Stimmung. Er ließ eine Flasche Wein kommen, wovon er sich und mir einschenkte. - Goethe, Gespräche mit Eckermann

Verjüngung  (4)  

Verjüngung  (5)  
 

Entwicklung Jugend

 

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