erjauchung  Das Licht fiel mit furchtbarer Unablässigkeit auf das menschliche Fleisch, das langsam seine Süßigkeit verlor, auf die gräßliche Wunde, die schon bitter war, durch und durch. Ich sah die beginnende Verjauchung. Mit einem Schrecken, der unvergleichlich war, daß das mit Gas gefüllte Gedärm sich in der offenen Wunde bewegte. Meine Angst war so ohne Grenze, daß nur das Zugreifen meiner Hände mich davor bewahrte, einen tierischen Schrei auszustoßen. Ich faßte in die Verstümmelung hinein, gleichsam, um eine Erscheinung zu bannen, die mich mit Vernichtung bedrohte.

»Wir müssen die Leiche kühlen, wenn sie sich noch länger unverändert erhalten soll«, sagte der Mann auf dem Stuhl.

Meine Finger indessen hielten einen aus dem Bett der Muskeln herausgeschleuderten Knochen. »Ich löse ihn für Sie heraus«, sagte der Mann auf dem Stuhl, »ein Teil des Beckens, mehrfach gebrochen. Eine Erinnerung aus dem tiefsten Innern eines Menschen.« »Nein«, sagte ich entschlossen.

»Doch«, antwortete er, »das wollen Sie. Es ist ein greiser Wunsch in allen Menschen, einen Teil des geliebten Toten bei sich zu bewahren.«

»Ich will nicht, daß er zerstückelt wird«, sagte ich noch einmal bebend.

»Die Zerstückelung hat das Schicksal besorgt. Wir nehmen nur die losgebrochenen Scherben.«

Mit zwei geschickten Schnitten löste er die Bänder der Muskeln. Den mit Fleisch bemoosten Knochen legte er dem Toten auf die eherne Brust.  - (jah)

 

Aufloesung

 

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