Verhältnis, sonderbares  Zu den drei Grundtatsachen des Daseins, Leben, Liebe und Tod, stand er in einem etwas sonderbaren Verhältnis. Was die Liebe betraf, so gelang es dem Hauptmann, das männliche wie das weibliche Element in sich in einem heiklen Gleichgewicht zu erhalten, indem er in seiner Person die Empfindlichkeiten beider Geschlechter vereinigte, ohne jedoch ihre positiven Vorzüge zu besitzen. Für jemand, der zufrieden ist, wenn er dem Leben ein paar Freuden abluchsen und seine zersplitterten Interessen energisch für irgendeine unpersönliche Arbeit zusammenraffen kann: irgendeine Kunst oder auch irgendeine verschrobene Idee wie etwa die Quadratur des Kreises -, für einen solchen Menschen ist der geschilderte Zustand durchaus erträglich. Der Hauptmann hatte seinen Beruf und schonte sich nicht; es hieß, eine glänzende Laufbahn liege vor ihm. Am Ende hätte er jenen Grundmangel, beziehungsweise jenes Zuviel, gar nicht empfunden, wenn nicht seine Frau gewesen wäre. Sie aber war der Anlaß seiner Leiden. Er hatte eine unglückliche Neigung, sich in ihre Liebhaber seinerseits zu verlieben.

Sein Verhältnis zu den beiden andern Grundtatsachen war wesentlich einfacher. Zwischen den beiden großen Instinkten, dem Lebens- und dem Todesverlangen, neigte seine innere Waagschale entschieden nach der zweiten Seite. Infolgedessen war der Hauptmann feige.  - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)

 

Verhältnis Seltsam Beziehung

 

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