Verfärbung  Die Blauen Indianer verbreiten einen merkwürdigen Geruch, denn sie sind alle krank. Ihre Krankheit heißt Caraté, ein syphilitisches Hautleiden. Sie ist immer erblich und sehr ansteckend. Sie äußert sich in einer Verfärbung des natürlichen Pigments, einer Art subkutanen Äderung, die den Körper mit »geographischen« Flecken bedeckt, meist bläulich auf fahlgrauem Grund. Die Färbung variiert; man kennt mehrere Arten von Caraté. Die Flecken sind oft entzündlich und eitern. Mit Quecksilbermitteln wäre die Krankheit leicht zu behandeln, aber die Indianer kümmern sich nicht darum. Sie kratzen sich.   - (mora)

Verfärbung (2)

- N. N.

Verfärbung (3) Leszczuk sah anders aus als gewöhnlich.

Irgend etwas in seinem Gesicht hatte sich verändert. AI den ersten Blick konnte sie nicht erkennen, worin diese Veränderung bestand. Erst nach einer Weile wurde ihr klar, daß er blaugraue Lippen hatte. Fast schwarze. Nein, das war kein Täuschung. Und es waren keine aufgesprungenen Lippen wie im Fieber, sondern ekelhaft blaugraue. So etwas hatte sie nocl nie gesehen. Wie angemalt.

»Sind Sie krank?« fragte sie.

»Wieso?«

»Schauen Sie sich an.«

Sie zog einen Spiegel hervor. Er betrachtete sich interessier und voller Abscheu. Auch Maja erlebte ein Gefühl übermächtigen Ekels. Das wirkte wild, brutal, grell.

»Das habe ich schon zum zweiten Mal«, sagte er.

»Zum zweiten Mal?«

»Gestern früh hatte ich das auch, als ich mich rasierte. Es muß eine Krankheit sein.«

»Fühlen Sie sich nicht wohl?«

»Doch... Ganz gut... Weiß der Kuckuck, woher das kommt. Ich kaue gern auf Halmen herum, wenn ich spazierengehe. Vielleicht kommt es daher.»

Er war beschämt. Irgendeine Unruhe bemächtigte sich ihrer, sie gingen schneller. Erleichtert bemerkte Maja, daß die blaugraue Farbe schwand und Leszczuk langsam wieder normal aussah.  - Witold Gombrowicz, Die Besessenen. München 1992 (zuerst 1937)

 

Farbe

 

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