- Georges Simenon,
Maigret und die Groschenschenke. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane
9, zuerst 1931)
Verblühen (2) Die Lady hieß Hester Adams, zweimal
geschieden, zwei Kinder. Sie war 35, und man konnte vermuten, daß dies ihr letzter
Versuch war. Es zeigten sich die ersten Falten, der Busen war schon seit einiger
Zeit am Abschlaffen, die Waden wurden dick, man sah den Ansatz zu einem Bauch.
Ganz Amerika war beigcbracht worden, daß Schönheit allein in der Jugend beheimatet
war, besonders beim weiblichen Geschlecht. Doch Hester hatte die dunkle Schönheit
der Enttäuschung und der nahenden Resignation;
das kroch überall auf ihr herum, die nahende Resignation, und gab ihr ein gewisses
sexuelles Etwas, wie man es bei einer verzweifelten
und langsam verblühenden Frau antrifft, die allein in einer Bar
voll Männer sitzt. - Charles Bukowski,
Die Stripperinnen vom Burbank & 16 andere Stories. Frankfurt am Main 1980
(zuerst 1975)
Verblühen (3) In der Jugend ist sie anmutig, gerade
gewachsen, helläugig, lieblich von hinten bis vorn; ob groß oder klein, hell
oder dunkel - irgendwie oder irgendwas nach dem Herzen. Doch es vergehen keine
zwölf Jahresspannen, da sackt sie zusammen, zerdehnt sie sich, wird sie krumm
und schief. Ihre Knochen werden trocken, ihr Fleisch schmilzt, ihre Zunge ist
bitter oder trieft von einem verfemten Honig. Ihr Sinn ist verderbt dank einer
liebedienerischen Existenz. Das Leben hat sie das Leben gelehrt. Sie hat sich
damit angefreundet und auch nicht lange genug auf dem Rücken gelegen. -(
ladies
)
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