erblühen   Eines Nachts, es mochte gegen drei Uhr morgens sein, gingen wir durch die ... Den Namen der Straße möchte ich nicht nennen. Also, wir gingen durch eine Straße. Plötzlich wurde eine Haustür geöffnet, vor der ein Auto hielt ... Ein Mann kam heraus und schob einen anderen vor sich her. Nein, schieben ist nicht das richtige Wort. Stellen Sie sich vor, jemand hätte eine Gliederpuppe im Arm ... Er setzte sie in den Wagen, kletterte hinter das Steuer. Wir warfen uns einen Blick zu, und schon saßen wir hinten drauf. Ich hieß ›die Katze‹  in meinen Kreisen, das sagt alles. Und so fuhren wir von einer Straße in die andere. Der Kerl am Steuer schien sein Ziel nicht finden zu können. Schließlich machte er halt. Wissen Sie, wo? Am Kanal Saint-Martin. Dann riß er die Tür auf und knallte sie wieder zu. Und schon war es geschehen. Ein Toter mehr in der Brühe! Das klappte wie am Schnürchen. Der Mann im Wasser hatte vetmutlich schwere Gegenstände in den Taschen, denn weg war er. Wir hielten uns im Schatten. Dann wieder 'rauf auf den Wagen. Wollten uns doch die Adresse des feinen Herrn sichern. An der Place de la République hielt er an und kippte einen Rum in einem Lokal, das noch offen hatte. Dann fuhr er die Karre in die Garage und ging nach Haus. Einen Augenblick später sahen wir seinen Schatten hinter einem erleuchteten Vorhang. Er war dabei, sich auszuziehen. Zwei Jahre lang haben wir ihn blechen lassen, Victor und ich. Wir waren Anfänger und schröpften ihn nur sachte ... nur immer um einen Hunderter. Eines Tages aber war er verblüht, weg, auf  Nimmerwiedersehen.   - Georges Simenon, Maigret und die Groschenschenke. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane 9, zuerst 1931)

Verblühen (2)  Die Lady hieß Hester Adams, zweimal geschieden, zwei Kinder. Sie war 35, und man konnte vermuten, daß dies ihr letzter Versuch war. Es zeigten sich die ersten Falten, der Busen war schon seit einiger Zeit am Abschlaffen, die Waden wurden dick, man sah den Ansatz zu einem Bauch. Ganz Amerika war beigcbracht worden, daß Schönheit allein in der Jugend beheimatet war, besonders beim weiblichen Geschlecht. Doch Hester hatte die dunkle Schönheit der Enttäuschung und der nahenden Resignation; das kroch überall auf ihr herum, die nahende Resignation, und gab ihr ein gewisses sexuelles Etwas, wie man es bei einer verzweifelten und langsam verblühenden Frau antrifft, die allein in einer Bar voll Männer sitzt.  - Charles Bukowski, Die Stripperinnen vom Burbank & 16 andere Stories. Frankfurt am Main 1980 (zuerst 1975)

Verblühen (3)  In der Jugend ist sie anmutig, gerade gewachsen, helläugig, lieblich von hinten bis vorn; ob groß oder klein, hell oder dunkel - irgendwie oder irgendwas nach dem Herzen. Doch es vergehen keine zwölf Jahresspannen, da sackt sie zusammen, zerdehnt sie sich, wird sie krumm und schief. Ihre Knochen werden trocken, ihr Fleisch schmilzt, ihre Zunge ist bitter oder trieft von einem verfemten Honig. Ihr Sinn ist verderbt dank einer liebedienerischen Existenz. Das Leben hat sie das Leben gelehrt. Sie hat sich damit angefreundet und auch nicht lange genug auf dem Rücken gelegen. -(ladies)

 

Blühen

 

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