erblödung   Immer im gleichen Schritt, mit stierem Blick, den Kopf gesenkt, mit der linken Hand seine Hose festhaltend, von Schnupftabak schmutzige Nase und Hand, geht der kleine verblödete Säufer ununterbrochen immer den gleichen Weg um sein Bett und den Tisch, der daneben steht. Mittags nach dem Essen (von 1-2 Uhr) und nach dem Kaffee (von 3 Uhr bis zum Abendbrot) darf er mit einem Dutzend Kameraden in den "oberen Saal" zum Kartenspiel und zum Rauchen. Dort geht er von Tisch zu Tisch, sucht in den Aschenbechern nach Zigarettenresten; setzt sich nirgends zum Spiel; geht immer im Korridor und im Saal, immer im gleichen Schritt, Kopf gesenkt, mit der linken Hand seine Hose festhaltend, seine Strecke ab, bis die Pfleger zum Aufbruch rufen, und das Dutzend wieder abzieht aus der "Ruhigen Abteilung".  - Johannes Baader, Menschliche Menagerien. Siegen 1989 (Vergessene Auroren der Moderne XLII, Hg. Karl Riha)

Verblödung (2)  Die Familie bewirkt die Verflachung der großherzigen Instinkte des Menschen. Die Familie erpreßt von dem Menschen mindestens soviel Niedrigkeiten wie das Laster, die Liederlichkeit und die Leidenschaft. Die Familie, die Frau, die Kinder sind in geldlicher Hinsicht für den Mann ein großer Demoralisierungs- und Verblödungsapparat. - (gon)

Verblödung (3)

Verblödung (4)   In Babylon oder Chaldäa konnte jeder im Prinzip über das gesamte menschliche Wissen verfügen; heute ist das nicht mehr möglich. So sind es denn weniger eure bewußten Absichten und Pläne als vielmehr eine Tendenz der Zivilisation, was euch veranlaßt, eure Lebensumwelt mit künstlicher Intelligenz auszustatten. Sollte diese Tendenz sich noch wenigstens hundert Jahre lang fortsetzen, so werdet ihr selbst am Ende die dümmsten Punkte auf dem mit technischer Raffinesse ausgestatteten Erdboden sein, und ihr werdet euch der Vernunft, deren Früchte ihr gleichzeitig genießt, entledigen, nachdem ihr in dem von euch ungewollt ausgelösten Wettkampf zurückgeblieben seid hinter der auf die Umwelt aufgepfropften Vernunft, die selbstherrlich schaltet und waltet und zugleich degradiert ist dadurch, daß ihr sie einspannt in den Kampf um ein komfortables Dasein, dessen planetares Defizit am Ende sogar Kriege möglich macht, die nicht von den Menschen geführt werden, sondern von ihren auf Feindseligkeit programmierten Umwelten. Ich kann mich nun jedoch nicht länger aufhalten mit den Rückwirkungen der Sapientisierung der Umwelt und den Plagen, die jenen drohen, welche die Rationalität an unzüchtige Torheiten verkuppeln. - Stanislaw Lem, Also sprach GOLEM. Frankfurt am Main 1986 (zuerst 1973)

Verblödung (45)  »Die heutige Generation ist degeneriert. Die Flöhe sind verblödet. Sie sind begriffsstutzig geworden. Mag sein, daß bei uns eine neue Flohrasse aufgetaucht ist. Ich habe neulich von einem Diener im Altstädter Asyl eine Flasche Flöhe gekauft, aber nicht ein einziger war was wert. Ich hab Flöhe aus der Polizeidirektion gehabt, aus einigen Waisenhäusern, aus dem Pensionat >Ein glückliches Heim<, aus der Korrektionsanstalt, aus einigen Kasernen, Flöhe aus Versatzämtern, Flöhe aus Hotels, aus dem Karolinum und Kiementinum*, Flöhe aus der höheren Töchterschule, aus dem Frauenerwerbverein und aus dem Kloster Emaus, und alle waren unfähige Geschöpfe. Es ist wahr, ich hab zwei, drei gefunden, die man hätte begabt nennen können. Aber sie waren Schlampen. Die Karriere hat sie nicht gelockt. Sie sind weggelaufen, ohne daran zu denken, daß ein lichter und großer Ruhm auf sie wartete. Die neue, jüngere Flohgeneration wird sich niemals eines Franz oder einer Pepina rühmen können. Ihren Wert kann man nicht mit kurzen Worten beschreiben.«   - Das Hašek-Lesebuch. Zürich 2008
 
 

Dummheit

 

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