Verausgabung  Die allgemeine Erfahrungstatsache, daß jede Tätigkeit eine Abnutzung im Gefolge habe, daß jedes Lebewesen durch Anspannung seiner Muskeln oder Sinne sich verausgabe, genügte diesem Fanatiker nicht mehr. Nach jeder organischen Verrichtung sagte er: „Wieviel beträgt der Kraftverbrauch?" Und wenn der erschöpfte Patient, die ausgegebene Kraft zu ersetzen, sich zu erholen suchte, so gab Anthimos ihm nicht etwa Nahrung, sondern er wog ihn. Die Hinzufügung neuer Elemente hätte ja einen Versuch wie den vorliegenden nur gestört: sechs hungernde und festgebundene Ratten kamen jeden Tag auf die Waage; zwei völlig geblendete, zwei einäugige und zwei mit intakter, aber durch zweckentsprechende Anbringung einer kleinen mechanischen Mühle dauernd irritierter Sehfähigkeit. In welchem Verhältnis zueinander standen, nach fünf Fastentagen, die Gewichtsverluste? In spitzfindig für diesen Zweck erdachten Tabellen trug Anthimos jeden Mittag neue, triumphierende Ziffern ein.   - André Gide, Die Verliese des Vatikan. München 1975 (dtv 1106, zuerst 1914)
 

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