SA-Tourist Oscar
Wilde machte eine Reise durch die Vereinigten Staaten., und als
er bei der Zollkontrolle gefragt wurde, ob er etwas zu deklarieren hätte, entgegnete
er: «Nichts außer meinem Genie». Er reiste durch das ganze Land und hielt Vorträge.
In New York verkündete er sein Evangelium des Ästhetizismus und behauptete,
in Texas habe er in einem Lokal ein Schild mit dem Hinweis gelesen: «Schießen
Sie nicht auf den Klavierspieler, er tut, was er kann.» Nach einem Vortrag in
der Mormonenhauptstadt Salt Lake City versicherte er, der Saal sei so groß gewesen,
daß an die vierzehn Familien darin Platz gefunden hätten. Und dann zeichnete
er einen kleinen Plan, um zu zeigen, wie links von jedem Mormonen seine zehn
Frauen und rechts seine Kinder gesessen hätten. Bei seiner Rückkehr nach London
erklärte er, die Entdeckung Amerikas sei ein bedauerlicher Fehler gewesen, und
Kolumbus hätte besser daran getan vorbeizufahren. Von den Niagara-Fällen meinte
er: «Sämtliche Jungverheirateten Amerikanerinnen werden dorthin gebracht, und
das Bestaunen des erhabenen Schauspiels ist die erste, aber keineswegs die böseste
Enttäuschung ihres Ehelebens.» Als man ihm für einen Roman von hunderttausend
Worten eine beträchtliche Summe bot, erwiderte er, daß er keine hunderttausend
Worte kenne. -
J. L. Borges, Vorwort zu: Oscar Wilde, Lord Arthur Saviles Verbrechen. Stuttgart
1984 (Bibliothek von Babel 30)
|
||
|
||