4. April 2006
Magnus Maak, ein gelangweilter
Student aus Hagen macht in seinem Blog einen Link auf dieses Video und
setzt ein ;-) dazu. Die Freunde von Magnus Maak verlinken den Link in
ihren Blogs und verschicken jede Menge Links auf ihre Linklisten.
6.April 2006
Prominente Blogger in Berlin
kommentieren eloquent und ironisch die vielen Links auf Harmsens Video.
Der Berliner Rapper IckeNüscht klebt das Video zur Endlosschleife und
sampelt einen Soundtrack darüber. Das Ergebnis lädt er mit dem Titel
"Richtisch_geil_einen_wegstecken.MP3" auf MySpace.
12. April 2006
Die taz berichtet unter der
Headline "Comeback of the Steckrübe" über das Video von IckeNüscht, und
wie deutsche Rapper mit einem Opensource-Sampling-Programm der bösen
Schallplattenindustrie zeigen, wohin sich diese ihre teuren
Marketingkampagnen stecken kann.
22. April. 2006
Spiegel Online schreibt in
Netzwelt eine kurze Notiz über die neuesten Entwicklungen in der
Blogosphere und setzt einen Link auf das Video von IckkeNüscht.
Millionen gelangweilter Büroexistenzen und Studenten verschwenden
Bandbreite ihrer Firmen und Unis, um das Video zu sehen. Auf der Suche
nach ein wenig Beachtung stecken sich Schüler und Studenten weltweit
Kugelschreiber ins Ohr und filmen das mit ihren Kamerahandys.
1. Mai 2006
Drei Waldorfschüler aus Kassel
gründen das Portal Kugelschreibrrr.com. Dort können Leute, die sich
Kugelschreiber ins Ohr stecken, ihre Videos uploaden.
Anfang Juli 2006
Gepusht durch Berichte in
Stern-TV, wie gefährlich es ist, sich Kugelschreiber ins Ohr zu
stecken, wird MTV auf den neuen Trend aufmerksam. Jimmy Knoxville und
eine debile Blondine moderieren mit Propfverbänden auf den Ohren das
Realliveformat "Pennit". Es zeigt Videoclips amerikanischer
College-Kids, die sich Kugelschreiber die Ohren stecken und deren
einziges Vokabular aus den Worten "Oh, my god" zu bestehen scheint.
Zwischen den grieseligen Clips läuft mit einer lächerlichen, sich
überschlagenden Stimme die Warnung, so etwas nicht zu Hause
nachzumachen und massive Werbung von BIC und Geers-Hörgeräten.
14. Juli 2006
In der Columbia-Halle in Berlin
findet die "Deaf con 2.0" statt, dort dozieren die Gründer von
Kugelschreibrr.com im Wechsel mit McKinsey-Beratern und Cheftechnikern
von der Deutschen Telekom über "Wisdom of the masses", "Push 2.0" und
"Disruptive Technologien". Auf dem abendlichen Get together steckt man
sich Salzstangen die Ohren und lauscht von Till Brönner gesampelten
Retromixes von "Lets stick to gether".
17.Juli 2006
Die BILD titelt: H-A-L-L-O!!!
Warum unsere Kinder nicht mehr hören wollen. Illustriert wird der
Bericht mit einer Bilderserie von Schulmädchen, die außer einem
Kugelschreiber nichts am Leibe haben. In Berliner Avantgardekreisen
gehört es mittlerweile zum guten Ton bei Vernissagen und Partys mit
einem Kugelschreiber hinter dem Ohr aufzulaufen.
20. Juli 2006
Einigen Kids aus Kreuzberg ist
das ganze Kugelschreibergestecke nicht mehr cool genug. Eine kleine
Gruppe von sogenannten "Hardstickern" beginnt, sich dickere Kaliber von
Stabilo Boss erst in die Ohren und dann auch in andere Körperöffnung zu
stecken. Die entsprechenden Videos zirkulieren in P2P-Netzwerken und
auf den Fotohandys von Schülern. An der Charité steigt der Bedarf an
Rizinusöl.
30. Juli 2006
Alldieweil sticht Google im
Bieterwettkampf um Kugelschreiberr.com Yahoo mit 117 Millionen Dollar
aus. Domaingrabber sichern sich die Domains Googleschreiberr.com, .net
und .org. Die Gründer von Kugelschreibrr.com kommen auf das Titelbild
von Businessweek und das PC-Magazine kippt die seit Monaten geplante
Titelstory "So machen Sie Windows schneller" zugunsten der
Exklusivstory "UNDERGROUND (NICHT) GANZ LEGAL! So kommen Sie an die
ultrageheimen Hardsticker-Videos."
7. August 2006
Microsoft verschiebt den Start
der neuen Betriebssystemversion VISTA um weitere 6 Monate, um auf den
Trend zu reagieren, während Steve Jobs auf einer Präsentation in San
Franciso unter dem Jubel von 12000 Apple-Fans den neuen iStick aus
seinem Ohr zieht. Das Gerät aus weißem Polykarbonat enthält 20 Minuten
Stille im AAC-Format und soll, wenn die Batterie leer ist, einfach
weggeworfen werden.
13. August 2006
Wired.com berichtet über die
ersten Mashups mit der Kugelschreiberr.com-API. Kernfunktion der etwa
20 vorgestellten, in coolen Pastelltönen gestalteten
Web-2.0-Plattformen in Beta-Stadium ist eine Funktion, die auf einer
Google Map anzeigt, wo sich wer, wann, welchen Kugelschreiber in
welches Ohr gesteckt hat. Dazwischen wird vollautomatisch auf passende
Fotoshows in Flickr, Videos in YouTube und Blogs in Blogger verlinkt.
Gottseidank ist es soweit nicht gekommen. Denn gerade
als Hartmut Harmsen sich zu langweilen begann, zog eine schöne weiße
Cumuluswolke an seinem Fenster vorbei. Hartmut betrachtete diese Wolke
und ließ seine Gedanken schweifen. Unter seinem müßigen Blick
verwandelte sich die Wolke ganz langsam in ein schneeweißes, etwas
ausgefranstes Schaf, das am Himmel andere kleine Wolken abzugrasen
schien. Durch die über dem freien Feld aufsteigende warme Luft
verformte sich das Schaf erst in einen riesigen Blumenkohl, dann in das
Profil von Hartmuts Großmutter. Da fiel Hartmut ein, dass er seine Oma
mal wieder besuchen könnte, statt ihr immer nur Emails zu schicken. Er
schaltete den Computer aus, packte seinen MP3-Player ein und machte
sich auf den Weg. - Erich Klepptenberger,
telepolis 14.08.2006
Ursache (2) Der Ursache machen sie auf folgende
Weise den Garaus:! Die Ursache gehört zu den relativen Vorstellungen; denn
sie hat immer ihre Beziehung auf das Bewirkte; das Relative aber wird nur gedacht
und hat kein wirkliches Dasein, also auch die Ursache ist nur in unserem Denken
vorhanden, insofern als, wenn sie Ursache ist, sie etwas haben muß, als
dessen Ursache sie bezeichnet wird; denn sonst wäre sie keine Ursache.
Und wie der Vater, wenn er überhaupt Vater sein soll, notwendig etwas voraussetzt,
in Beziehung worauf er Vater genannt wird, so auch die Ursache. Nun gibt es
aber nichts, in Beziehung worauf die Ursache gedacht wird; denn weder Entstehen
noch Vergehen, noch sonst etwas kommt dafür in Betracht; also gibt es keine
Ursache. Und gesetzt, es gäbe eine Ursache, so ist entweder der Körper
die Ursache des Körpers oder das Unkörperliche die Ursache des Unkörperlichen;
davon findet aber nichts statt; also gibt es keine Ursache. Der Körper
nämlich kann nicht Ursache des Körpers sein, da beide dieselbe natürliche
Beschaffenheit haben. Und wenn der eine Körper Ursache genannt wird, insofern
er Körper ist, so wird auch der andere, als Körper, zur Ursache werden.
Sind aber beide gemeinsam Ursachen, so wird es nichts geben, was die Wirkung
an sich erfährt. Das Unkörperliche aber kann nicht Ursache des Unkörperlichen
sein aus dem nämlichen Grunde. Ferner kann auch das Unkörperliche
nicht Ursache des Körpers sein, denn nichts Unkörperliches bringt
einen Körper hervor. Und auch der Körper kann nicht Ursache des Unkörperlichen
sein, weil alles Gewordene die leidende Materie zur Voraussetzung hat; da es
aber wegen seiner Unkörperlichkeit keine Einwirkung erfährt, so kann
es auch nicht durch irgend etwas werden. Es gibt also keine Ursache. Und daraus
ergibt sich zugleich auch, daß den Urgründen des Alls kein wirkliches
Sein zukommt; denn es müßte dann auch etwas geben, was schafft und
wirkt (d. i. eine Ursache). Aber auch Bewegung gibt es nicht; denn das, was
sich bewegt, bewegt sich entweder in dem Räume, in dem es ist, oder in
dem, in welchem es nicht ist; in dem Räume nun, den es einnimmt (d. i.
in dem es ist), bewegt es sich nicht, in dem aber, in dem es nicht ist, bewegt
es sich auch nicht; es gibt also keine Bewegung. - (
diol
)
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