Körper zerfallen
nun teils in Urelemente der Dinge, Teils in das, was entsteht
durch Verbindung der Urelemente. Aber die Urelemente sind allen
Gewalten zum Trotze Unvertilgbar.
Sie schützt ihr undurchdringlicher Körper. Freilich es scheint
recht schwierig zu glauben, es sei in den Dingen Irgend etwas
zu finden mit undurchdringlichem Körper. Denn es durchdringt
ja der himmlische Blitz die Gefache der
Häuser, Ganz wie der Stimmen Geräusch;
weiß glühet das Eisen im Feuer, Und
es zerbersten die Felsen, wenn Dampf sie heftig erglühn läßt. Wie
die Starre des Golds durch die Glut wird erweicht und geschmolzen,
So wird der Spiegel des Erzes besiegt
von der Flamme verflüssigt. Wärme durchströmet das Silber wie
tiefeindringende Kälte. Beides fühlen wir deutlich, sobald die
ergreifende Rechte Faßt den Pokal, in den sich ergießt das Getränke
von oben. So sehr scheint in der Welt nichts Undurchdringliches
denkbar. Aber es treibt mich die lautre Vernunft und das Wesen
der Dinge; Darum höre nun jetzt, wie in
wenigen Versen ich zeige, Daß es in Wahrheit Keime von festem
und ewigem Stoff gibt, Die man betrachten muß als die Urelemente
des Weltalls; Alles entstand und besteht auch jetzt noch einzig
aus ihnen. Erstlich nun muß notwendig, da diese Prinzipien beide,
Körper und leerer Raum, in welchem sich alles beweget, Gänzlich
verschiedne Natur, wie man längst entdeckt hat, besitzen, Jedes
für sich selbständig bestehn und rein sich erhalten. Denn wo
immer der Raum sich erstreckt, den Leeres
wir heißen, Ist kein Körper vorhanden, und wiederum, wo sich
der Körper Ausdehnt, fehlt vollständig
das Körperlose, das Leere. Drum sind die Urelemente solid und
ermangeln des Leeren. Da sich nun ferner das Leere in allem Erschaffenen
findet, Muß ringsum sich ein dichterer Stoff um das Leere erstrecken.
Denn bei keinem der Wesen vermag man mit richtigem Schlusse
Darzutun, daß das Leere in ihm sich
verbirgt und versteckt hält, Wenn
man zugleich nicht den dichten, umfassenden Stoff, noch dazunimmt.
Dies kann füglich nichts anderes sein als vereinigter Urstoff,
Der in den Dingen vermag das Leere zusammenzuschließen. Also
der Urstoff selbst, der aus dichtestem Körper bestehn muß, Kann
urewig nur sein; das übrige löst sich im Tod auf. Ferner, wenn
das nicht wäre, was Raum verstattet, das Leere, Wäre ja alles
solid, und wiederum, gab es die Körper Nicht, die sicher die
Orte besetzten und völlig erfüllten, Dann war' unsere Welt nichts
andres als ödeste Wüste. Also Körper und Leeres ist wechselweise
geschieden; Dies ist klar, da weder das Volle ausschließlich
für sich steht Noch auch das Leere. Somit gibts eben besondere
Körper, Welche den leeren Raum von dem Vollen zu scheiden vermögen.
Diese lassen sich nicht durch Schläge von außen zertrümmern,
Noch löst irgendwie sich ihr festes Gefüge von innen, Noch
bringt irgendein anderer Fall sie erschütternd ins Wanken, Was
ich schon oben vor kurzem dir deutlich zu zeigen vermochte. Wo
das Leere nicht ist, da erscheint auch jede Verbeulung, Jedes
Zerbrechen unmöglich, wie jegliche Teilung in Hälften. Nässe
berührt sie nimmer, noch tief einwirkende Kälte, Noch eindringendes
Feuer, die alleszerstörenden Feinde. Aber je mehr von dem Leeren
ein Ding in dem Innern beherbergt, Um so leichter erliegt es
dem Eingriff jener Gewalten. Sind nun also, so wie ich's gelehrt,
die Urelemente Dicht und ohne das Leere, dann müssen sie ewig
bestehen. Übrigens: wär' in der Welt nicht vorhanden der ewige
Urstoff, Wäre schon alles wohl längst in das Nichts vollständig
versunken, Und was wir irgend erblicken, müßt' immer von neuem
erstehen. Aber ich habe schon früher gelehrt, Nichts könne sich
bilden Aus dem Nichts, noch zurück in das Nichts das Geschaffene
sinken Deshalb müssen unsterblichen Leibs die Urelemente Sein,
in welche zuletzt jedwedes Geschaffne sich auflöst, Um dann
wieder den Stoff zu erneuten Geburten zu liefern. Also die Urelemente
sind einfach stets und solide, Und sie können nicht anders auf
ewig sich selber bewahren Und seit undenklicher Zeit stets neue
Geburten erschaffen.
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