Urbild   Den Heroen ist geschichtliche Existenz, Historizität, nicht grundsätzlich abzuerkennen. Sie treten so auf, als ob sie historisch gewesen wären und nur ausnahmsweise das Sein von Göttern - im Fall des Herakles auf dem Olymp, sonst in der Unterwelt - erlangt hätten. Doch selbst wenn sie einmal geschichtliche Personen waren, stehen sie in ihren »Geschichten« auf eine Weise da, die sie aus der »Geschichte« heraushebt. Man wird ihnen nicht mehr ganz gerecht, wenn man ihre »Historizität« erweist. Sie büßen dadurch ihren mythologischen Aspekt ein, der sie mit den Göttern verbindet und durch den sie wie Urbilder wirken. Ihre Existenz ist eine besondere Quasiexistenz, die weniger und mehr ist als die gewöhnliche menschliche Existenz: mehr, weil sie auch ihr Nachleben im Kult umfaßt.

Ausgezeichnet werden sie nicht immer und nicht etwa nur durch Heldenhaftigkeit: ein Grund, warum ich der nicht übersetzbaren griechischen Bezeichnung »Heros« vor »Held« den Vorzug gebe, obwohl ich auch dieses Wort, wo es der Situation entspricht, nicht vermeiden will. Viel eher als durch eine Eigenschaft werden die Heroen in allen Geschichten durch ihre Substanzialität, eine eigentümliche Konsistenz, gekennzeichnet, die sie mit den Göttern als Gestalten teilen.  - Vorwort zu (kere)

Urbild (2)  Das älteste Dokument, das von dem Urbild eines Heiligtums handelt, ist die Inschrift Gudeas, die sich auf den von ihm in Lagash errichteten Tempel bezieht. Der König erblickt im Traum die Göttin Nidaba, die ihm einen Stein zeigt; auf diesem sind die wohltätigen Sterne erwähnt und ein Gott, der ihm den Plan des Tempels offenbart. Auch die Städte besitzen ein gött­liches Urbild. Alle babylonischen Städte fanden ihr Urbild in den Konstellationen der Gestirne: Sippar im Krebs, Ninive im Großen Bären, Assur im Arcturus, usw. Sennaherib läßt Ninive nach dem Projekt erbauen, »das seit längst vergangenen Zeiten in der Gestalt des Himmels aufgestellt ist«. Nicht nur, daß ein Modell dem irdischen Bauwerk vorhergeht, es befindet sich auch in einem idealen (himmlischen) »Gefilde« der Ewigkeit. Deshalb spricht Salomo: »Du hast mich geheißen, den Tempel in Deinem heiligen Namen zu errichten als einen Altar in der Stadt, da Du wohnst, nach dem Modell des heiligen Zeltes, das Du zu Anfang schufest!«

Ein himmlisches Jerusalem ist von Gott geschaffen worden, bevor die Stadt Jerusalem von Menschenhand erbaut wurde; darauf bezieht sich der Prophet in der syrischen Apokalypse des Baruch: »Meinst du vielleicht, dies sei die Stadt, von der ich sprach: >In meinen Händen trag ich dich gezeichnet?< Nicht diese Stadt vor euch mit ihren Bauten ist die künftige, die ich geoffenbart, die hier im voraus schon bereitet ist seit jener Zeit, da ich beschloß, das Paradies zu schaffen. Ich zeigte sie dem Sdam vor dem Sündenfall ...«  - Mircea  Eliade, Der Mythos der Ewigen  Wiederkehr, nach - (bo4)

 

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