Unwillkür   Im tierischen Magnetismus kommt man aus dem Gebiete der Willkür heraus, und ganz herüber in das der Unwillkür, oder dem, wo der organische Körper sich wieder als anorgischer verhält, doch aber so beider Geheimnisse veroffenbart. Es gibt ein Bewußtsein, was dazu des Willens und seiner Übung nicht mehr nötig hat. Es ist eben das im Schlafe, im gewöhnlichen, wie im magnetischen, das Bewußtsein des Unwillkürlichen. Wille ist hier nicht einmal möglich. Höchst merkwürdig ist, daß hier auch das Gewissen wegfällt, und daß mit seinem Wegfallen das größte leibliche Wohlbehagen eintritt, was es gibt. Weiter interessant ist, wie sich hier guter und böser Wille des Magnetiseurs, an der Somnambüle ausnimmt. Sie ist ganz dem Willen des Magnetiseurs unterworfen. Alles Reine, Gute, jede Tat, zu der sie der Magnetiseur auffordert, und die gut ist, erhöht, nur jenes Wohlbehagen; jede schlechte unreine, aber, auch in der bloßen Zumutung schon, stört dasselbe, und bringt Krämpfe, Zuckungen usw., hervor, obgleich die Somnambüle das Gute vom Bösen durch nichts, als aus diesen körperlichen, Zeichen zu unterscheiden weiß. Dies erklärt auf der Stelle, wie Magnetismus, auch als Heilmittel angewandt, nur dann wirksam und heilbringend sein kann, wenn er vom Magnetiseur mit reinem Herzen und Willen, und rein gehalten während seiner Übung, unternommen wird. Der Somnambüle, (oder auch dem, da usw.), fällt die Willkür gänzlich weg, wie schon gesagt. Der Magnetiseur hat fast keine andere Rolle, als dieselbe für sie zu übernehmen, für sie zu wollen. Er will für sie, und er heilt sie; aber dazu muß er rein wollen, und Reines. Erscheint hier nicht die Krankheit recht offenbar als Willensverderbnis, als Verderbnis durch unreinen Willen? — Und ist es nicht herrlich, daß Heilung möglich ist, dadurch, daß die Kranke allen Willen aufzugeben genötiget ist, daß er ihr wirklich wegfällt, und dagegen die Verbindungsmöglichkeit fremder Willkür mit ihrer Unwillkür eintritt? — Wo man nicht mehr selbst wollen kann, muß man sich durch andere wollen lassen. — Der Magnetiseur bekommt hier Priesterwürde, und alle, die wir für andere wollen und zu wollen berufen sind, sind gewissermaßen Magnetiseurs, und damit Priester, Absolutoren. Wir verrichten ein Hochamt; wirklich ein hohes Amt. ——

Ferner ist es interessant, wie die Somnambüle, nachdem sie erst zu einem Maximum von Wülkürlosigkeit gekommen, (in der Clairvoyance}, (indem sie gleichsam sich erst von allem Willen, worunter auch der böse, falsche, reinigt), dann nach und nach wieder Willen bekommt, wie vom Magnetiseur herüber, und reinem, bessern, auch körperlich gedeihlicheren, als sie zuvor hatte. Dies nimmt zu, und endlich ist sie durch nichts mehr in eine Spur von Somnambülismus zurückbringen, womit sie aber eben nun geheilt ist. — Hier fällt mir ein, ob nicht der natürliche Schlaf schon nichts anderes, als eine Anstalt ist, den Willen des vorigen Tages ab-zuwaschen, worauf des Morgens neuer, reiner wieder wächst. Hier ist Gott der natürliche Magnetiseur, und wir scheinen von einer großen allgemein verbreiteten Naturanstalt bloß speziellen Gebrauch für einzelne Fälle zu machen, wenn wir magnetisieren. Gebe man nur selbst einmal genau Achtung, mit welcher Gemüts- und Gewissensstimmung man einschläft, und wie man dagegen wieder erwacht, — nach einem gesunden Schlafe nämlich. Weiter kann man diese Betrachtung fortsetzen, wenn man alles, was gleiche Wirkung mit dem Schlafe hat, in Erwägung zieht, zum Beispiel die Liebe. Hier findet sich das nämliche Aufgeben des Willens wieder, und die nämliche Wiederkunft eines neuen, reineren. Erst will man die Geliebte für sich; aber es kommt eine Zeit, wo dies aufhört und man ohne Willen ist (resigniert), worauf man dann nur für die Geliebte, und um der Geliebten willen, will. Hier ist zugleich der Magnetismus gegenseitig; beide Teile sind sich Magnetiseur und Somnambüle.   - (rit)

Freiheit

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